Tag Archives: bik f

Samenverstecke nutzen dem „gefiederten Förster“ mehr als den Bäumen

Der Tannenhäher, auch „gefiederter Förster“ genannt, vergräbt die Samen der Zirbelkiefer im Boden und trägt somit zur Ausbreitung der Bäume bei. Dabei geht der Vogel aber nicht so uneigennützig vor, wie bisher angenommen. Er versteckt die Samen zumeist an Stellen, die für die Keimung der Baumsamen eher ungünstig, für ihn selbst jedoch günstig sind, wie ein Autorenteam des LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) und der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft (WSL) im „Journal of Animal Ecology“ berichtet. Dies zeigt, dass zielgerichtete Samenausbreitung durch Tiere auch negative Effekte auf die Pflanzenart haben kann.

Die Zirbelkiefer (Pinus cembra)  hat ein Problem mit der Fortpflanzung. Ihre Samen stecken in einem Zapfen, der sich – anders als bei den meisten anderen Nadelbäumen – nicht von allein öffnet. Glücklicherweise hat ihr die Natur den Tannenhäher (Nucifraga caryocatactes) zur Seite gestellt. Der Vogel ernährt sich fast ausschließlich von Zirbelkiefersamen und zieht sogar seine Jungen damit auf. Mit seinem Schnabel hackt er die Zapfen auf, um an die Samen zu gelangen. Als Vorrat für den Winter vergräbt er im Herbst zusätzlich Samen im Boden und trägt somit zur Ausbreitung der Pflanze bei. (more…)

Read More

Trockenheit und hohe Temperaturen machen Pflanzenschutzmittel giftiger für Bodentiere

Wichtige Bodenorganismen reagieren sensibler auf marktgängige Pflanzenschutzmittel, wenn der Boden trocken ist und hohe Umgebungstemperaturen herrschen – beides Bedingungen, die in Deutschland künftig klimawandelbedingt häufiger auftreten könnten. Beide Faktoren senken sowohl einzeln als auch kombiniert deutlich den Schwellenwert, ab dem Fungizide für Springschwänze toxisch wirken. Das ist das Ergebnis einer Untersuchung des LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F), der Goethe-Universität und der ECT Oekotoxikologie GmbH. Die Studie wurde in der Septemberausgabe des Fachmagazins „Applied Soil Ecology“ veröffentlicht.

Springschwänze sind winzige, circa 10 mm große und für die Bodenökologie sehr wichtige Organismen, deren zahlreiche Arten, darunter auch Folsomia candida und Sinella curviseta, weitverbreitet sind. Sie sind Teil einer riesigen Schar von Bodenorganismen, die unter der Erde am Werk ist, um organisches Material zu zersetzen und Humus zu bilden. Schlechte Zeiten für Springschwänze sind daher schlechte Zeiten für die Bodenfruchtbarkeit. (more…)

Read More

Erstmals Sandmücke in Hessen entdeckt

Wissenschaftler des Senckenberg Forschungsinstituts, des LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) und der Goethe-Universität in Frankfurt haben die erste in Hessen gefundene Sandmücken-Art identifiziert. Die Mücke ist ein potentieller Überträger der Krankheit Leishmaniose.  Der Fund ist der bisher nördlichste weltweit. Die zugehörige Studie ist kürzlich im Fachjournal „Parasitology Research“ erschienen.

Die beigefarbenen Sandmücken sind nur wenige Millimeter groß und lieben es eigentlich warm. Ihre Hauptverbreitungsgebiete sind die Tropen, Subtropen und der Mittelmeerraum – dort übertragen die winzigen Mücken nicht selten die Infektionskrankheit Leishmaniose. (more…)

Read More

Klimawandel: Temperaturerhöhung trifft besonders Tierarten in den Tropen

Die meisten in den gemäßigten Breiten beheimateten Säugetier- und Vogelarten werden in ihren Lebensräumen auch im Jahr 2080 noch Temperaturen vorfinden, die innerhalb ihrer Toleranzbereiche liegen. Kritisch wird es aber Richtung Äquator: der Anteil der Tierarten, denen die höheren Temperaturen besonders zusetzen, nimmt gen Tropen zu, wie Forschende des LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) und der Goethe-Universität herausgefunden haben. Jedoch dürften auch in den gemäßigten Breiten indirekte Effekte der klimawandelbedingten Temperaturerhöhung den Tieren zu schaffen machen. Die Studie erscheint heute im Fachjournal „Proceedings of the Royal Society B: Biological Sciences”.

Arten reagieren auf veränderte Umweltbedingungen klassischerweise mit Aussterben, Anpassung oder Abwanderung. In einer der größten Studien dieser Art haben Forschende des LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) und der Goethe-Universität nun gezeigt, dass es auch eine vierte realistische Möglichkeit gibt – Aushalten. Dazu wurden knapp 460 Vogel- und Säugetierarten daraufhin untersucht, welche Temperaturen sie tolerieren. Die Ergebnisse wurden mit Daten zu Verbreitungsgebieten und den dort vorherrschenden heutigen Temperaturen und mit verschiedenen Klimawandelszenarien kombiniert. Die Auswahl stellt einen repräsentativen Ausschnitt der physiologischen Vielfalt der Vogel- und Säugetierarten aus aller Welt dar. (more…)

Read More

Klimarekonstruktion im Regenwald: Pflanzenwachse geben Einblick in die letzten 24.000 Jahre

Rund um den Indischen Ozean verteilen sich die Niederschläge extrem unterschiedlich: Wenn es im Regenwald auf Sumatra besonders stark regnet, müssen Mensch und Tier im ohnehin trockenen Ostafrika mit Dürre rechnen. Dieses zyklisch auftretende, Klimaphänomen existiert schon seit 10.000 Jahren, schreibt ein Team des Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F), California Institute of Technology, University of Southern California und der Universität Bremen heute im Fachjournal „Proceedings of the National Academy of Sciences“. Die Pilotstudie erlaubt Einblicke in das Klimasystem einer Region, deren Niederschlagsmuster einen großen Einfluss auf das Weltklima haben und deshalb besonders im Fokus von Klimaforschern stehen.

Die Tropen spielen eine entscheidende Rolle im globalen Klimageschehen, hier entstehen z. B. Klimaphänomene wie der Monsun und El Niño. Eine der klimatisch bedeutendsten Regionen ist der Indopazifik in Südostasien. Einerseits verdunsten hier große Wassermassen und gehen so in die globale Atmosphärenzirkulation ein; andererseits fallen in dieser Region weltweit die höchsten Regenmengen. Um die Muster und Dynamiken dieser Niederschläge besser zu verstehen, hat ein Forscherteam jetzt rekonstruiert, wann und wie viel es vor Indonesien in den letzten 24.000 Jahren geregnet hat. (more…)

Read More

Der Schrecken der Salatbeete

Die Spanische Wegschnecke: nicht Einwanderer, sondern Ureinwohner

Über die Spanische Wegschnecke stolpert praktisch jeder. Es gibt kaum Felder oder Gärten, die von dem gefräßigen Weichtier verschont bleiben. Ursprünglich stammt sie aus Südwesteuropa – dachte man jedenfalls bis vor kurzem. Studien des Biodiversität- und Klima-Forschungszentrums (BiK-F) sowie der Goethe-Universität Frankfurt am Main zeigen nun, dass das oft zitierte Paradebeispiel einer eingewanderten Art in Wirklichkeit aus Mitteleuropa stammt. Damit wären Bekämpfungsmaßnahmen, wie sie im Rahmen einer derzeit diskutierten EU-Verordnung zur besseren Kontrolle, Eindämmung und Bekämpfung invasiver Arten beschlossen werden sollen, gar nicht auf diese Tierart anzuwenden. (more…)

Read More

Spiel mir das Lied vom Überleben – Wie Fische eine für sie tödliche Umgebung besiedeln konnten

Schwefelwasserstoff (H2S) ist ein stark wirksames Atemgift. Populationen des Atlantik-Kärpflings haben es dennoch geschafft, Gewässer mit hohem Schwefelwasserstoffgehalt zu besiedeln. Die Fische können in dieser lebensfeindlichen Umgebung nur deshalb existieren, weil bestimmte Veränderungen ihres Erbgutes die schädliche Wirkung von H2S minimieren, wie jetzt ein Team des LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrums (BiK-F) und der Goethe-Universität Frankfurt am Main nachwies. Die Studie erschien heute online in „Nature Communications“ und entschlüsselt erstmals die molekularen Grundlagen dieser überlebenswichtigen Schlüsselanpassung der Fische.

Atlantik-Kärpflinge (Poecilia mexicana) sind zwar nur wenige Zentimeter groß, aber trotzdem eine Ausnahmeerscheinung. Die Fische  besiedeln im Süden Mexikos schwefelwasserstoffreiche Quellen vulkanischen Ursprungs. Dass sich die Zahnkarpfen, zu denen auch die aus dem Aquarium wohlbekannten Guppys gehören, diesen Lebensraum zu eigen machen konnten, ist eigentlich unmöglich. Denn das Gas ist für sie, wie für viele andere Tiere auch, bereits in geringer Konzentration tödlich, da es die Aktivität des sogenannten COX-Enzyms hemmt. Je mehr Schwefelwasserstoff (H2S) aufgenommen wird, desto mehr reduziert sich die Aktivität dieses Enzyms, das für die Atmung unverzichtbar ist. (more…)

Read More

Gehen oder bleiben? – Neue Emmy Noether-Gruppe erforscht die Klima-Anpassung von Vögeln

Dr. Susanne Fritz erhält von der Deutschen Forschungsgemeinschaft knapp 740.000 Euro, um am Frankfurter LOEWE Biodiversität und Klima Forschungszentrum (BiK-F) eine Nachwuchsgruppe zur Erforschung der Makroevolution von Vögeln aufzubauen. Das Team wird untersuchen, wie sich die klimatische Nische ausgesuchter Vogelgruppen im Lauf der Evolution verändert hat und wie sich Vögel grundsätzlich an Klimaveränderungen anpassen. Das auf fünf Jahre angelegte Projekt wird im Rahmen des Emmy Noether-Programms gefördert.

Jede Vogelart hat eine klimatische „Wohlfühlzone“, an die die Art hinsichtlich überlebenswichtiger Funktionen wie beispielsweise Nahrungsangebot und Temperaturregulierung gut angepasst ist. Was passiert aber, wenn sich das Klima verändert, wenn beispielsweise die Winter kälter werden? Grundsätzlich hat der Vogel dann zwei Möglichkeiten: entweder im Winter südwärts zu ziehen, oder zu bleiben und zu lernen, mit der jahreszeitlichen Temperaturschwankung sowie der Schwankung des Nahrungsangebotes zurecht zu kommen. (more…)

Read More