Tag Archives: fwf projekt

Wollen, was andere begehren

Menschen wollen immer mehr und vor allem das, was andere haben. Dieses Verhalten kann vom Sandkasten bis zur internationalen Politik beobachtet werden. Dr. Jodok Troy, Politikwissenschaftler und Spezialist für internationale Politik, analysiert in einem FWF-Projekt, wie sich dieses Verlangen in der Politik wiederspiegelt.

„Das, was wir wollen, ist oft das, was andere wollen“, so erklärt Jodok Troy einen zentralen Ansatz der mimetischen Theorie nach René Girard, der ein Grundstein seiner theoretischen Analysen ist. Der Wissenschaftler erläutert, dass diese Einstellung bereits bei Kindern feststellbar ist. Beobachtet man Kinder beim Spielen, so lässt sich ein spezifisches Phänomen erkennen: Das interessante Spielzeug ist jenes, das die anderen haben. Das Verlangen, das zu wollen, was andere wollen, lässt sich nicht nur im kindlichen Spiel beobachten. „Vielmehr ist es ein grundsätzliches menschliches Bedürfnis, das wir nicht immer bewusst steuern können“, so Troy. Das Spiel, das im Sandkasten beginnt, könne allerdings schnell gefährlich werden. (more…)

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Die schlafende Schöne

Eritreas Hauptstadt Asmara und ihr einzigartiges koloniales Archtitekturerbe muss man aus vielen Perspektiven betrachten, um ein adäquates Gesamtbild zu bekommen.

Mondäne Art-Déco-Kinos, futuristisch-geradlinige Industrie-Bauten und avantgardistische Bar-Interieurs aus der italienischen Kolonialzeit – ein Architekturjuwel, wie eingefroren inmitten der Hauptstadt eines bitterarmen, vom Bürgerkrieg erschütterten afrikanischen Staates: So zeigten die „Entdecker“ des modernistischen Asmara in den 1990er Jahren in ihren Ausstellungen und Publikationen die Stadt der Weltöffentlichkeit. Dahinter standen sowohl eritreeische als auch internationale Bemühungen, eines der weltweit größten, erhaltenen modernistischen Architektur-Ensembles zum UNESCO-Weltkulturerbe zu erheben und das 1993 unabhängige gewordene Eritrea touristisch nach außen zu öffnen. Die militaristische Regierung stoppte dann aber aprupt internationale Konserverierungs- und Entwicklungshilfe-Programme und ging auf Isolationskurs. „Seit damals gibt es kaum mehr Material und Forschungen aus und über Asmara“, sagt Dr. Peter Volgger, Mitarbeiter bei Univ.-Prof. Bart Lootsma am Lehrstuhl für Architekturtheorie. Volgger ist mit der einseitigen Darstellung von Asmara als „frozen city“ nicht ganz einverstanden. Im Rahmen des von Bart Lootsma koordinierten FWF-Projekts „The Sleeping Beauty“ streben die Innsbrucker Architekturtheoretiker eine wesentlich vielschichtigere Betrachtung der Stadt an, die die Perspektive der Bevölkerung, aber auch des offiziellen Eritrea miteinbeziehen soll. Denn im Gegensatz zu anderen ehemaligen Kolonialstaaten betrachtet man in Eritrea das architektonische und kulturelle Erbe der italienischen Fremdherrschaft als Teil der nationalen Identität, versucht die wichtigsten historischen Gebäude in Stand zu halten, pflegt den Barbesuch und die Passegiata im Rahmen der eigenen Kultur. (more…)

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