Skurrile Neuentdeckungen am Mekong: Fliegende Riesen-Hörnchen und Fallschirm-Geckos

WWF-Report listet über 360 neu entdeckte Tiere und Pflanzen aus Asien.

Fliegende Frösche und Riesen-Hörnchen, Fallschirm-Geckos, augenlose Riesenspinnen, Schlangen mit Zorro-Maske, ein Fisch der seine Geschlechtsorgane auf dem Kopf hat – und das sind nur die skurrilen  und bizarrsten Vertreter aus dem aktuellen WWF-Bericht „Mysterious Mekong“. In dem am Donnerstag veröffentlichten Report der Naturschutzorganisation finden sich über 360 neu entdeckte Tier- und Pflanzenarten. Die bisher unbekannten Erdenbewohner tummeln sich alle in der südostasiatischen Mekong-Region und wurden in einem Zeitraum von nur einem Jahr erstmalig wissenschaftlich beschrieben.

„Die über 360 neu entdeckten Tiere und Pflanzen offenbaren uns wie kreativ und phantastisch Evolution sein kann. Viele Arten könnten direkt einem Science Fiction-Film entsprungen sein. Doch tatsächlich kommen sie nicht von fernen Welten, sondern leben auf unserem Planeten“, sagt WWF-Referentin Kathrin Hebel. „Die Mekong-Region ist eine der letzten weitgehend unerforschten Ecken der Erde, ein Hotspot der Biologischen Vielfalt.“ Doch die WWF-Expertin zeigt sich bei aller Begeisterung über die Neuentdeckungen auch besorgt: „Zahlreiche Arten drohen zu verschwinden, bevor sie überhaupt entdeckt wurden. Der Bau von Straßen, große Stauanlagen und schnell wachsende Städte bedrohen die Artenvielfalt am Mekong.“

Nach WWF-Angaben mussten in Südostasien seit 1990 jährlich 2,7 Millionen Hektar Dschungel den Monokulturen riesiger Plantagen weichen. Außerdem sollen rund 150 neue Wasserkraftwerke entstehen. Bereits heute finden sich 70 Prozent der nur hier vorkommenden Säugetierarten auf der Roten Liste, darunter der Indochinesische Tiger oder der Asiatische Elefant. Das letzte Java-Nashorn auf dem asiatischen Festland wurde gar 2011 in Vietnam gewildert. Auch die 369 Neuentdeckungen könnten bald für immer verschwunden sein.

Ziel müsse es daher sein, so die WWF-Forderung, biologisch wertvolle Gebiete am Mekong mit Unterstützung der internationalen Staatengemeinschaft grenzüberschreitend und dauerhaft zu schützen, sowie die natürlichen Ressourcen nachhaltig zu nutzen. Gesunde und intakte Ökosysteme kämen dabei auch der dort lebenden Bevölkerung zugute. So würden etwa viele der geplanten Staudämme nicht nur die Artenvielfalt bedrohen, sondern auch die Ernährungssicherheit in Laos, Kambodscha und Vietnam gefährden.

Neu entdeckte Arten

Versteckt in der Hauptstadt

Neue Arten findet man nicht nur im Dschungel: Der Kambodschanische Schneidervogel wurde in der kambodschanischen Hauptstadt Phnom Penh entdeckt. Tests an Gefieder, Gesang und Genen ergaben: Eine neue Art.

Orthotomus chaktomuk. Image credit: © James Eaton / Birdtour Asia / WWF

Orthotomus chaktomuk. Image credit: © James Eaton / Birdtour Asia / WWF

Hörnchen vom Fleischmarkt

Bizarr ist die Entdeckungsgeschichte des Laotischen Riesenflughörnchens: Das allererste Exemplar mit seinem außergewöhnlichen rot-weißen Fell wurde auf einem Wildfleischmarkt in Laos entdeckt.

Biswamoyopterus laoensis. Image credit: © Daosavanh Sanamxay / WWF

Biswamoyopterus laoensis. Image credit: © Daosavanh Sanamxay / WWF

Nachtschwärmer mit Nasenradar

Diese sehr speziell aussehende Fledermaus wurde zuerst 2008 auf der vietnamesischen Insel Cat Ba gefunden. Ein Team von Forschern fand aber erst jetzt heraus, dass es sich um eine neue Art handelt, die Griffin-Laubnasenfledermaus. Ihre grotesk anmutende Nase hilft beim Navigieren, quasi als Echolot.

Griffin`s Fledermaus. . Image credit: © Vu Dinh Thong / Institute of Ecology and Biological Resources Hanoi / WWF

Griffin`s Fledermaus. Image credit: © Vu Dinh Thong / Institute of Ecology and Biological Resources Hanoi / WWF

Nur zum Laichen vom Baum: Der Fliegende Frosch

21 neue Amphibien wurde beschrieben, darunter Helens Fliegender Frosch, entdeckt 100 Kilometer von Ho Chi Minh Stadt in Vietnam. Rhacophorus helenae entging bisher der Aufmerksamkeit der Forscher, indem er von Baumwipfel zu Baumwipfel hüpft und dabei seine großen Hände und Füße zum gleiten nutzt. Nur zum Laichen steigt er herab – dabei wurde er nun in Regentümpeln gefunden.

Helens Fliegender Frosch. Image credit: © Jodi JL Rowley / Australian Museum / WWF

Helens Fliegender Frosch. Image credit: © Jodi JL Rowley / Australian Museum / WWF

Nachtjäger mit Zorromaske

Die etwa 1,3 Meter lange Wasserschlange wurde im Ban Badan-Reservoir in der Provinz Nakhon Ratchasima in Thailand entdeckt. Sie jagt in der Nacht kleinere Fische.

Homalopis mereljcoxi. Image credit: © John C. Murphy / WWF

Homalopis mereljcoxi. Image credit: © John C. Murphy / WWF

Phukets unbekannter Einheimischer

Sie sieht aus, als sei sie nicht von dieser Welt: Die zebragestreifte Eidechse. Gefunden wurde sie in den Wäldern auf Phuket – also in einer der populärsten Touristenregionen Thailands. Die meisten Wälder Phukets wurden von der touristischen Entwicklung schwer in Mitleidenschaft gezogen. In der Mitte der Insel blieb aber Primärwald bestehen, wo diese Eidechse nun entdeckt wurde.

Cyrtodactylus phuketensis. Image credit: © Montri Sumontha / WWF

Cyrtodactylus phuketensis. Image credit: © Montri Sumontha / WWF

Regenbogen unter der Erde

Diese Eidechse ist nun wirklich ungewöhnlich: Ihre Haut schimmert wie ein Regenbogen und sie ist ungewöhnlich lang – was durch den überproportional langen Schwanz und die kurzen Beine noch unterstrichen wird. Entdeckt wurde sie im abgelegenen Veun Sai-Siem-Regenwald von Kambodscha. Ein Glücksfall, weil sie eigentlich meistens im Boden versteckt lebt und es von ähnlichen Arten oft nur wenige Exemplare gibt.

Lygosoma veunsaiensis. Image credit: © Gabor Csorba / Hungarian Natural History Museum / WWF

Lygosoma veunsaiensis. Image credit: © Gabor Csorba / Hungarian Natural History Museum / WWF

Spinne ohne Augen

In einer Höhle in Laos wurde die weltweit erste Riesenkrabbenspinne ohne Augen entdeckt – wirklich riesig ist sie mit einer Beinspanne von sechs Zentimetern aber nicht. Die Rückbildung der Sehorgane war nur möglich, da die Spinnen ohne Tageslicht leben. Ohne Gesellschaft muss die blinde Spinne nicht auskommen: In den Höhlen von Laos wurden auch schon Fische, Skorpione und Krebse ohne Augen entdeckt.

Sinopoda Scurion. Image credit: © Peter Jaeger / Senckenberg Research Institute Frankfurt / WWF

Sinopoda Scurion. Image credit: © Peter Jaeger / Senckenberg Research Institute Frankfurt / WWF

*Source: WWF.de

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