Wo soll Bayerns dritter Nationalpark entstehen?

Seehofer: Wir gehen in den Staatswald / Ist der Steigerwald damit aus dem Rennen?

Das klingt nach einer guten Nachricht: Die Bayerische Staatsregierung will im Freistaat einen dritten Nationalpark ausweisen. Bei einer Kabinettsklausur am Tegernsee fiel ein entsprechender Grundsatzbeschluss, Umweltministerin Ulrike Scharf wurde mit der Standortsuche beauftragt.

Image credit: Willow (Source: Wikipedia)

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Seit dem Kabinettsbeschluss pro Nationalpark blühen Gerüchte und Spekulationen. Es liegt nahe, dass sich das neue Reservat hinsichtlich der geschützten Lebensräume von den beiden bisherigen unterscheiden sollte. Die Alpen (Berchtesgaden/Königsee) und die höheren Mittelgebirge (Bayerischer Wald) sind damit wohl außen vor. Ministerin Scharf hat zudem angedeutet, dass Buchenwälder der Ziellebensraum sein könnten.

Bayerns ehrenamtlichen Naturschützern würde dazu sofort ein bestens geeignetes Gebiet einfallen: der Steigerwald westlich von Bamberg. Seit fast zehn Jahren gibt es dort Bemühungen, die alten Buchenwälder der Region unter Schutz zu stellen. Seit Oktober 2012 liegt ein von allen großen Naturschutzverbänden getragener Entwurf für einen 11.000 Hektar großen Nationalpark vor.

Was will die Staatsregierung wirklich?

Doch so einfach dürfte es nicht werden. „Der Nationalpark soll vor allem den Staatswald umfassen, weil dies ja immer mit den privaten Waldbewirtschaftern sehr schwierig ist“, ließ Ministerpräsident Horst Seehofer wissen. Genau diese Konflikte sind es, die bisher eine stärkere Unterschutzstellung des Steigerwaldes verhindert haben – dies und die fehlende Bereitschaft der Staatsregierung. Im Gegenteil: Zuletzt änderte der Bayerische Landtag sogar eigens das Naturschutzgesetz, um die Aufhebung des 775 Hektar großen Steigerwald-Schutzgebietes „Der Hohe Buchene Wald im Ebracher Forst“ zu ermöglichen. Der Bund Naturschutz in Bayern (BN) und der bayerische NABU-Partner Landesbund für Vogelschutz (LBV) sind dagegen vor Gericht gezogen, unterlagen aber in erster Instanz.

„Die Auswahl des zukünftigen Nationalparks muss ausschließlich nach fachlichen Kriterien erfolgen“, betont denn auch der LBV-Vorsitzende Dr. Norbert Schäffer. „Auch eine Prüfung des Steigerwalds darf bei einem wirklich offenen Verfahren nicht von vorneherein aus politischen Gründen ausgeschlossen werden, denn der nördliche Steigerwald ist in Fachkreisen unbestritten ein geeigneter Kandidat für einen Nationalpark der Buchenwaldstufe“. Das belegt eine Vielzahl wissenschaftlicher Studien, unter anderem aus dem Bundesamt für Naturschutz.

Ein Nationalpark braucht 50 Prozent Wildnis

Schäffer fordert zudem, dass der neue Nationalpark auch neue naturschutzfachliche Qualität in das betroffene Gebiet bringen muss und nicht nur bereits als Naturschutzgebiet ausgewiesene Flächen beinhalten darf. Nationalparks müssen nach dem Bundesnaturschutzgesetz zunächst mindestens einen 50-prozentigen Flächenanteil an Kernzonen, also ungenutzter Wildnis, aufweisen.

Neben dem Steigerwald dürften wohl vor allem die Laubmischwälder in Rhön und Spessart infrage kommen. „Es ist denkbar, dass man dies auch grenzüberschreitend macht mit angrenzenden Bundesländern“, gab Horst Seehofer gegenüber dem Bayerischen Rundfunk zu verstehen. Auch das ist ein deutlicher Fingerzeig gegen den Steigerwald und für Rhön (es gibt bereits ein Biosphärenreservat zusammen mit Thüringen und Hessen) oder Spessart (ein Teil des Naturraums liegen in Hessen).

*Source: NABU.de

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