Auf dem Weg zum Klimagipfel

Greenpeace-Experte Martin Kaiser wird in New York dabei sein. Vor seiner Abreise konnte er uns noch einige Fragen zum Klimagipfel beantworten.

In New York hat UN-Generalsekretär Ban Ki-moon zum Klimagipfel geladen. Am 23. September treffen sich die Mächtigen dieser Welt, aber auch Vertreter aus der Wirtschaft und Zivilgesellschaft sind dabei. Was das genau bedeutet, erklärt Martin Kaiser noch einmal genau. Hier oder am Ende dieser Seite könnt ihr euch das Interview anhören.  Und für die Lesefreudigen:

Was ist das für ein Gipfel? Es handelt sich nicht um die regelmäßig stattfindende UN-Klimakonferenz. Wozu dieser Sondergipfel?

Der UN-Generalsekretär hat erkannt, dass der Abschied von Kohle und Öl heute nicht schnell genug geht, um die globale Erwärmung zu begrenzen. Deshalb hat er die Staats – und Regierungschefs eingeladen, mit konkreten Aktionen zu zeigen, dass sie schon in den kommenden Jahren die Erneuerbaren Energien deutlich ausbauen und sich so Schritt für Schritt verabschieden von fossilen Energieträgern.

War das nicht der Ansatz aller bisherigen Klimaverhandlungen?

Die derzeitigen Verhandlungen beschäftigen sich damit, wie wir unsere Energieversorgung nach 2020 organisieren wollen. Aber in vielen Ländern muss schon heute gehandelt werden, sonst bekommen wir die Folgen der globalen Erwärmung wie Überschwemmung und Stürme nicht mehr in den Griff. Der UNO-Generalsekretär hat Regierungschefs eingeladen um zu klären, was kurzfristig in den kommenden Jahren in den jeweiligen Ländern getan werden kann.

Die Ergebnisse bisheriger Klimaverhandlungen waren eher mager. Mal ehrlich: Hast du Hoffnung, dass diesmal etwas beschlossen wird?

Ja, denn anders als früher tut sich in wichtigen Ländern etwas. Allen voran in China. Dort hat die Regierung erkannt, dass sie die Menschen schützen muss vor der gravierenden Luftverschmutzung in den Städten durch dreckige Kohlekraftwerke. Gerade China macht sich auf einen neuen Weg Richtung Erneuerbare Energien. Das gibt mir Hoffnung. Auch die USA haben mit Präsident Obama angefangen, Klima als prioritäres Thema zu behandeln. All das zeigt: Die Klimadebatte kommt in Bewegung.

Polar Bear (Ursus maritimus) cubs. Photo credit: U.S. Fish and Wildlife Service (Source: Wikipedia)

Polar Bear (Ursus maritimus) cubs. Photo credit: U.S. Fish and Wildlife Service (Source: Wikipedia)

Und wie ist es in Deutschland? Angela Merkel spricht lieber zur deutschen Industrie als nach New York zu reisen. Ist Klimaschutz in Deutschland nicht mehr so wichtig?

Es ist eine Enttäuschung, dass die Bundeskanzlerin nicht nach New York kommt. Viel enttäuschender aber ist, dass Deutschlands Emissionen in den vergangenen Jahren nicht wie geplant gesunken sind sondern wieder steigen. Das liegt an der verstärkten Verbrennung von Braunkohle. Hier zeigt sich, was Kanzlerin Merkel eigentlich tun müsste: Statt auf Industriekonferenzen  zu reden, muss sie endlich anfangen, den Ausstieg aus der Braunkohle zu organisieren.

Du wirst auch in New York sein. Was machst du vor Ort?

Sonntag werden wir auf einer Großdemo der Zivilgesellschaft in New York für mehr Klimaschutz und für mehr erneuerbare Energien demonstrieren und uns solidarisch zeigen mit den Menschen, die weltweit unter dem globalen Klimawandel leiden. Zudem werde ich am Gipfel selber teilnehmen und vor allem genau hinhören, ob große Unternehmen schon heute sagen, ja wir wollen zu 100 Prozent auf erneuerbare Energien umschwenken und ob es starke Signale gibt von einzelnen Staatschefs.

Ban Ki-moon hat die Zivilgesellschaft direkt angesprochen. Welche Rolle kann diese beim Klimaschutz spielen?

Es liegt an uns allen, ob die Wende hin zu Erneuerbaren Energien gelingt. Wir können nicht warten, bis die Politik Entscheidungen trifft – die Bevölkerung kann sie vorleben. Wir müssen umdenken und eine wachsende Bewegung werden, die für mehr Klimaschutz, für mehr Klimagerechtigkeit einsteht. Dann werden automatisch auch die Politiker und die Unternehmer folgen. Wenn jeder für sich selber überlegt, mit welchen kleinen Schritt unsere Abhängigkeit von Öl und Kohle gesenkt, wo Energie eingespart werden kann, wo die Erneuerbaren Energien unterstützt werden können, dann wird das etwas bewirken. Dann wird eine Bewegung entstehen, die deutlich macht, dass wir uns schon in 30 oder 40 Jahren zu 100 Prozent auf Erneuerbare Energien verlassen können, dass unsere Kinder und Enkel tatsächlich wieder eine Zukunft bekommen.

Du bist nicht der einzige Greenpeace-Vertreter. Eine kleine Delegation auch mit Umweltschützern aus Deutschland will sich mit UN- Generalsekretär Ban Ki-moon treffen. Wie ist es zu dem Treffen gekommen und worüber wird da gesprochen?

Über sechs Millionen Menschen unterstützen Greenpeace beim Schutz der Arktis und haben eine Erklärung unterschrieben die fordert, den Nordpol zu einem Schutzgebiet zu machen. Diese Woche findet die Übergabe der Unterschriften an den Generalsekretär statt. Dabei werden wir noch einmal  betonen, was für ein sensibles Ökosystem die Arktis ist. Schreitet die globale Erwärmung ungebremst fort, wird sie für künftige Generationen nicht mehr da sein wird. Gleichzeitig fordern wir, die Neuförderung von Öl in der Arktis sofort zu stoppen. Wenn wir ernsthaft versuchen wollen, die globale Erwärmung in den Griff zu bekommen, können wir nicht gleichzeitig noch mehr Öl fördern, das den Klimawandel zusätzlich anheizt.

Welche Funktion hat die Arktis für den Erhalt des Planeten?

Die Arktis ist Kühlschrank und Klimaanlage zugleich. Mit Verschwinden des arktischen Eises wird es in anderen Regionen zu weit häufigeren und stärkeren Klimaextremen kommen.

Du fährst für Greenpeace schon seit vielen Jahren zu den Klimakonferenzen. Triffst du da eigentlich immer die gleichen Leute?

In den vergangenen Jahren sind auf Klimakonferenzen mehr und mehr Stimmen aus dem globalen Süden hörbar geworden. Das ist gut so, denn diese Stimmen machen deutlich, dass wir beim Klimawandel nicht über ein Luxusproblem reden, sondern über die Existenz von Millionen von Menschen. Sie sind bedroht vom steigenden Meeresspiegel, von Ernteausfällen und Dürrekatastrophen. Die starken Regenfälle in Indien und Pakistan mit ihren großflächigen Überschwemmungen machen das gerade auf tragischste Art und Weise deutlich. Dadurch hat sich die Qualität der Verhandlungen tatsächlich verändert.

– Ein Artikel von Anja Franzenburg

*Source: Greenpeace.de

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