Welches Fleisch soll es sein? Warum Bio besser ist

Wir Deutsche essen sehr viel Fleisch. Das hat Folgen. Intensivtierhaltung ist bei uns längst die Regel. Dabei werden die Tiere den Bedingungen angepasst und nicht umgekehrt. Auf einem Biohof dagegen zählen die Bedürfnisse der Tiere. Bio-Fleisch ist auch besser für das Klima – und für unser Trinkwasser.

Hausschweine haben einen großen Bewegungsdrang und sind sehr reinlich und neugierig. Bio-Bauern berücksichtigen das und bemühen sich um eine tiergemäße Haltung. Ihre Schweine bekommen Stroh als Spielzeug, zum Nestbau und zum Wühlen. Liege- und Kotplätze sind voneinander getrennt. Bioschweinen steht ein Auslauf im Freien zur Verfügung, wo sie Regen, Sonne, Wind und Gerüche erleben können – im Gegensatz zur reizarmen Umgebung eines konventionellen Stalls. Außerdem stärkt das ihr Immunsystem und sie brauchen weniger oder keine Antibiotika.

WWF-Landwirtschaftsexperte Markus Wolter. Image credit: © Arnold Morascher / WWF

WWF-Landwirtschaftsexperte Markus Wolter. Image credit: © Arnold Morascher / WWF

Intensivtierhaltung: Wenn nur die Masse zählt

In Deutschland stehen inzwischen mehr als die Hälfte der Schweine in Betrieben mit über 1000 Tieren. Masthühner und Legehennen leben häufig in Riesenställen mit mehr als 50.000 Tieren. In der konventionellen Tierhaltung werden Schweinen in der Regel die Schwänze kupiert und die Zähne abgeschliffen. Legehennen stutzt man die Schnäbel, damit sie sich auf engem Raum ohne Fluchtmöglichkeit nicht gegenseitig verletzen.

Bio-Hühner dürfen auch mal fliehen

In der ökologischen Tierhaltung dagegen ist es verboten, solche Eingriffe systematisch durchzuführen. Bio-Legehennen haben in ihren Ställen Sandbademöglichkeiten und erhöhte Sitzstangen. Sie können voreinander fliehen – auch nach oben. „Das Fluchtverhalten in die Höhe kommt von dem Instinkt, in Bäumen vor Feinden Schutz zu suchen. Sobald ein Huhn nach oben ausweichen kann, wird es nicht weiter verfolgt und es kehrt wieder Ruhe im Stall ein.“, erklärt WWF-Landwirtschaftsexperte Markus Wolter. Bei regelmäßigem Sand- oder Staubbaden können die Federn besser Wärme speichern und werden nicht brüchig. Außerdem wird dadurch dem Parasitenbefall vorgebeugt – das bedeutet weniger oder keine Medikamente.

Treibhausgasemissionen durch die Erzeugung von einem Kilogramm Schweinefleisch. Image credit: © WWF (Click image to enlarge)

Treibhausgasemissionen durch die Erzeugung von einem Kilogramm Schweinefleisch. Image credit: © WWF (Click image to enlarge)

Schlecht für unser Trinkwasser: Viel Masse macht auch viel Mist

Wer nur so viele Tiere hält, wie er vom eigenen Hof ernähren kann, braucht keine Sorge vor zu viel Mist zu haben. Deshalb gibt es die flächengebundene Tierhaltung: Auf einem Biohof müssen mindestens 20 Prozent des Futters vom eigenen Betrieb oder aus regionalen Betriebskooperationen stammen. „Bei Bio-Verbänden wie Bioland und Demeter ist es sogar mindestens die Hälfte“, betont Markus Wolter vom WWF. Werden zu viele Tiere pro Fläche gehalten, kann der Boden ihren Mist und ihre Gülle nicht aufnehmen. Stoffe daraus versickern ins Grundwasser oder verdunsten in die Atmosphäre. In Gebieten Deutschlands mit sehr vielen konventionell gehaltenen Tieren wie zum Beispiel in Westfalen oder im westlichen Niedersachsen gibt es dadurch große Probleme mit dem Trinkwasser.

Nicht nur die Tiere leiden: Umwelt-Folgen der Intensivtierhaltung

In konventionellen Betrieben besteht ein großer Teil des Tierfutters aus Soja aus Südamerika. Dort werden immer mehr Wälder abgeholzt, um riesige Monokulturen mit der eiweiß- und stickstoffreichen Futterpflanze anzubauen. Mit den Wäldern schwindet die Artenvielfalt und erodieren die Böden. Der steigende, großflächige Einsatz von Pestiziden vergiftet zudem das Grund- und Flusswasser. Bei uns in Deutschland wiederum führt der übermäßige Einsatz von Futter- und Düngemitteln aus Übersee zur Überdüngung und zur Belastung des Grundwassers mit Nitraten und Phosphor. Auch für das Klima bedeutet die Intensivtierhaltung eine größere Belastung als der ökologische Landbau.

Die Verbraucher entscheiden

Nur wenn wir für umweltschonenderes Fleisch auch mehr bezahlen, kann sich die ökologische und tiergemäße Nutztierhaltung durchsetzen. Zurzeit stammt weniger als ein Prozent des Fleisches aus dem Bio-Landbau. Daher rät der WWF beim Kauf von Lebensmitteln auf das Bio-Siegel und noch mehr auf die Verbands-Siegel wie zum Beispiel Bioland oder Demeter zu achten.

Ja, es geht: Tiergerechte Haltung und umweltschonende Produktion

Auf dem Biohof Spannbrück dürfen Schweine ihre Neugier ausleben. Die Hühner vom Bioland-Hof Andresen gehen regelmäßig „campen“ – im Hühnercamper. Das Futter für die Tiere kommt fast ausschließlich vom eigenen Acker. Denn die Biobauern Sönke Thiesen und Babette und Claus Andresen haben die Kreislaufwirtschaft und die tiergemäße Haltung konsequent zu Ende gedacht. Beide Betriebe sind nach Bioland-Richtlinien zertifiziert und produzieren so umweltschonend wie möglich hochwertige Lebensmittel – ohne Einsatz von Gentechnik, ohne die Verwendung von chemisch synthetischen Düngern, ohne Einsatz von Importfuttermitteln und mit einer tiergemäßen Nutztierhaltung.

*Source: WWF.de

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