US-Regierung will neue Bohrlizenzen vergeben: Obamas Öl-Poker in Alaska

Die US-Regierung prüft neue Regionen für Ölbohrungen – vor allem vor Alaska. Die Zerstörung der Natur dort nimmt sie dabei in Kauf.

In den USA geht das Poker um Öl weiter. Knapp fünf Jahre nach der Ölkatastrophe im Golf von Mexiko sind weitere Bohrungen für die Vereinigten Staaten offenbar kein Tabu mehr: Die Regierung hat neue Regionen für die Vergabe von Bohrlizenzen vorgeschlagen.

>>> Helfen Sie die Arktis zu schützen: Schreiben Sie eine Protestmail an Präsident Obama!

Die USA setzen neben dem Golf von Mexiko und der Atlantikküste vor allem auf den Arktischen Ozean. Ein in Washington vorgestellter Plan zur Energieförderung für die Jahre 2017 bis 2022 sieht vor, dass in zwei ebenso abgelegenen wie sensiblen Meeresgebieten nach Öl gesucht werden darf: in der Beaufort- und der Tschuktschensee nördlich von Alaska. In diesen Regionen wären nur kleine Gebiete von der Lizenzvergabe ausgenommen und somit geschützt.

Nördliche Seebären leben unter anderem auf der Sankt-Paul-Insel in der Beringsee westlich von Alaska. Ihr Lebensraum könnte durch Ölbohrungen zerstört werden. Photo credit: M. Boylan (Source: Commons.Wikimedia)

Nördliche Seebären leben unter anderem auf der Sankt-Paul-Insel in der Beringsee westlich von Alaska. Ihr Lebensraum könnte durch Ölbohrungen zerstört werden. Photo credit: M. Boylan (Source: Commons.Wikimedia)

Wahrscheinlichkeit für Ölunfall: 75 Prozent

Beide Regionen verfügen weder über eine ausreichende Präsenz der Küstenwache noch über die nötige Infrastruktur, um angemessen auf ein mögliches Ölunglück zu reagieren. Dabei schätzt die US-Regierung die Wahrscheinlichkeit für einen oder sogar mehrere schwere Unfälle bei Bohrungen auf 75 Prozent. „Es ist unverantwortlich, angesichts dieser enormen Risiken weitere Gebiete der Arktis für die Ölindustrie freizugeben“, sagt Lisa Maria Otte, Greenpeace-Expertin für die Arktis. Erst 2012 hatte Shell mit einer unvergleichlichen Pannenserie in den Gewässern Alaskas gezeigt, dass weder Konzerne noch Regierung den Herausforderungen der Arktis gewachsen sind. „Obama muss Shell jetzt eine Absage für die Arktis-Bohrungen  in diesem Jahr erteilen!“, so Otte.

Der Präsident hatte sich erst zu Beginn dieser Woche in einer Videobotschaft für einen verstärkten Schutz von rund fünf Millionen Hektar Land im „Arctic National Wildlife Refuge“ ausgesprochen. „Mit der Ausweitung der Ölbohrungen im Arktischen Ozean macht er sich nun absolut unglaubwürdig“, so Otte.

Regierungspläne untergraben Klimaschutz

Damit unterläuft die US-Regierung auch ihre eigenen Bemühungen für einen verstärkten Klimaschutz. Eine erst kürzlich in der Fachzeitschrift Nature veröffentlichte wissenschaftliche Studie bestätigt: Wenn wir dem Klimawandel entgegensteuern und dafür den Temperaturanstieg unter zwei Grad Celsius halten wollen, muss das Öl aus dem Arktischen Ozean im Boden bleiben.

Würde die Regierung ihre Pläne allerdings durchsetzen, könnten sich Ölfirmen schon ab 2017 um Bohrlizenzen bewerben. Dabei gingen bereits den heute veröffentlichten Vorschlägen für Bohrregionen mehr als 500.000 Stellungnahmen verschiedener Interessensvertreter voraus, unter ihnen auch Greenpeace. Und auch künftig hat die Öffentlichkeit noch mehrere Gelegenheiten zum Widerspruch.

Doch es gibt auch Hoffnung auf eine Trendwende bei der Ausbeutung arktischer Ressourcen: Vor Grönland verlassen Ölfirmen gerade die Arktis und  geben ihre Bohrlizenzen zurück. Die Konzerne haben erkannt, dass ihre Öl-Ambitionen dort nicht profitabel sind. Bleibt zu hoffen, dass auch Shell zur Einsicht kommt und seine Pläne für Alaska aufgibt.

Helfen Sie uns beim Schutz der Arktis! Schreiben Sie eine Protestmail an US-Präsident Obama und fordern Sie Obama auf, keine neuen Ölbohrungen zuzulassen.

– Ein Artikel von Björn Jettka

*Source: Greenpeace.de

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