Über 105.500 Tonnen Plastikmüll durch To-Go-Plastik

EU-Vorschläge für Plastikreduktion reichen nicht aus

Einwegplastik wird zum immer größer werdenden Umweltproblem, insbesondere im Meer. Die EU-Kommission will den Einsatz deutlich verringern, geht in ihren heute vorgelegten Vorschlägen aber nicht weit genug. Der NABU fordert einen Fokus auf Mehrweg.

Die Europäische Kommission hat heute Vorschläge zur Reduktion von Einwegplastik vorgelegt. Aus diesem Anlass veröffentlicht der NABU erstmals Zahlen zum Kunststoffverbrauch für Einweggeschirr und -besteck sowie To-Go-Verpackungen: 105.524 Tonnen Plastik wurden im Jahr 2017 hierfür in Deutschland verwendet, wie die Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung (GVM) im Auftrag des NABU erhoben hat.

Ein Möwenküken neben einer angeschwemmten Plastikflasche. Immer mehr Kunststoffmüll landet in der Natur. Foto credit: NABU/Julia Baer

Ein Möwenküken neben einer angeschwemmten Plastikflasche. Immer mehr Kunststoffmüll landet in der Natur. Foto credit: NABU/Julia Baer

Die Zahl ist alarmierend, landet Kunststoffmüll doch immer öfter in der Natur, insbesondere in Flüssen und Meeren. Er zersetzt sich jahrzehntelang in kleinere Partikel und ist für marine Lebewesen eine Bedrohung, wenn er mit natürlicher Nahrung verwechselt wird oder sich Tiere in Müllteilen strangulieren. Fast jeder an der Nordseeküste angespülte Eissturmvogel hat heute Plastik im Magen. Darüber hinaus ist Einwegplastik klimaschädlich, weil Erdöl und Erdgas bei der Produktion und beim Transport verbraucht werden und bei der Müllverbrennung CO2 entsteht.

Mehrweg als ökologischere Alternative

Vor diesem Hintergrund ist zu begrüßen, dass die EU-Kommission das Problem Einwegplastik mit einer speziellen Richtlinie angeht und entsprechende Verbote vorschlägt. Allerdings birgt der vorliegende Entwurf die Gefahr, dass von Einweg-Kunststoff auf Einweg-Papier oder Holz umgestiegen wird.

Dabei sind Mehrweg und entsprechende Pfandsysteme die bessere Alternative. Die Debatte um die Plastiktüte hat gezeigt, dass Einwegprodukte aus Papier nicht umweltfreundlicher sind. Mehrweg – auch aus Kunststoff – ist für Trinkgefäße, Geschirr und Besteck ökologisch nachhaltiger. Auch muss die EU-Kommission Verlagerungseffekten vorbeugen, damit beispielsweise nicht einfach von Plastiktellern, die künftig verboten sind, auf weiterhin zulässige, materialintensivere To-Go-Einwegverpackungen umgestellt wird.

Beim Verbot ausgewählter Produkte orientiert sich der Vorschlag der EU-Kommission derzeit an Fundstücken, die häufig bei Strand-Müllmonitorings gefunden werden. Die getroffene Auswahl steht allerdings nur exemplarisch für die Bedrohung der Meere durch die Plastikmüllverschmutzung. Ein Verbot von einigen wenigen Produkten kann nur ein erster Schritt in Richtung saubere Meere sein.

Förderung für Mehrweg notwendig

Die Verpackungsflut im Einzel- und Versandhandel zeigt, dass Europa erst am Anfang mit seinen Ideen zur Abfallvermeidung steht. In der Öffentlichkeit darf jetzt nicht der Eindruck entstehen, mit der Initiative der EU seien die Umweltprobleme durch Kunststoff gelöst.

Wie Mehrweg bei To-Go-Angeboten gefördert werden sollte:

  • Kunden müssen überall die Möglichkeit bekommen, eigene Becher und Gefäße mitzubringen.
  • Finanzielle Anreize müssen entwickelt werden, damit Imbisse und Cafés eigene Mehrweg-Pfandsysteme für To-Go anbieten.
  • Der vergünstigte Mehrwertsteuersatz für To-Go-Speisen und Milchgetränke muss abgeschafft werden.
  • Bei Konsumation vor Ort braucht es ein Mehrweg-Gebot: Denn Einweggeschirr wird leider auch immer öfter in Cafés und Schnellrestaurants, Bürogebäuden und Kantinen oder auf Messen und bei Sportveranstaltungen genutzt.
  • Bundesländer und Kommunen sollten verpflichtet werden, Mehrweg bei Veranstaltungen im öffentlichen Raum und bei Auftragsvergaben in ihre Auflagen mit einzubeziehen.

*Source: NABU.de

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