Retten Sie den Latmos: Jetzt Petition unterschreiben!

Kostbare Region in der Türkei für Toilettenschüsseln geopfert

Ein Natur- und Kulturerbe der Menschheit ist vom Untergang bedroht. Die Rede ist vom Fünf-Finger-Gebirge (Beşparmak Dağları), das in der Antike Latmos genannt wurde. Es gilt landschaftlich als eine der faszinierendsten und archäologisch reichsten Gegenden der Westtürkei. Der Latmos war einer der heiligen Berge Anatoliens. Sein Gipfel war Sitz des anatolischen Wettergottes und damit Zentrum eines Fruchtbarkeitskultes.

Hier wird jedoch seit einigen Jahren vermehrt Feldspat abgebaut – ein Rohstoff, der für die Herstellung von Keramik, Glas und sanitären Einrichtungen weltweit genutzt wird. Ein Vergleich von Fotos aus dem Jahr 1994 mit Aufnahmen von heute zeigt deutlich, wie auch die dichten Pinienwälder des Gebirges mehr und mehr den Steinbrüchen weichen müssen.

Ein Vergleich der Jahre 1994 und 2013 offenbart das Ausmaß der bisherigen Zerstörung. Image credit: NABU.de

Ein Vergleich der Jahre 1994 und 2013 offenbart das Ausmaß der bisherigen Zerstörung. Image credit: NABU.de

Vom heiligen Berg zur Badezimmer-Einrichtung

Die Recherchen des NABU haben ergeben, dass ein Teil des Feldspats auch in Deutschland verwendet wird, das Unternehmen Villeroy & Boch ist offenbar einer der Hauptabnehmer. Damit vollzieht sich die drastische Metamorphose des Latmos vom heiligen Berg bis hin zu Toilettenschüsseln. Mehrfache offizielle Anfragen des NABU hierzu ließ jedoch Villeroy & Boch bislang unbeantwortet.

Der Abbau des Feldspats, der bereits seit Jahrzehnten in der Region stattfindet, hat vor allem in den letzten Jahren dramatisch zugenommen, nachdem der Bergbau in der Türkei staatlich steuerlich begünstigt und die Gesetze für die Steinbruchunternehmen gelockert wurden. Die Steinbrüche haben bereits tiefe Wunden in das Gebirge geschlagen. Nun bedrohen sie auch die wichtigste Denkmälergruppe des Gebirges, die prähistorischen Felsmalereien mit ihrer einzigartigen Bilderwelt, die in direkter Beziehung zu dem Kult auf dem Gipfel des Gebirges zu sehen sind. Bisher sind über 170 Fundstellen bekannt. Die Landschaft und ihre Kulturdenkmäler bilden im Latmos eine Einheit. Dies gilt für die prähistorische Zeit ebenso wie für die klassische, byzantinische und osmanische Epoche. Die Menschen haben über Jahrtausende die Landschaft für ihre Zwecke genutzt, indem sie sich ihr unterordneten. Erst mit der Neuzeit setzte ihre Zerstörung ein.

Antike Felsbilder und Wälder in Gefahr

Die aus dem 6. und 5. Jahrtausend v. Chr. stammenden Malereien wurden erst 1994 von der Berliner Archäologin Dr. Anneliese Peschlow-Bindokat entdeckt und gehören zu den großen Neuentdeckungen der letzten Jahrzehnte in der prähistorischen Archäologie Anatoliens (mehr Bilder unter www.latmos-felsbilder.de). Wenn der Abbau von Feldspat nicht umgehend eingedämmt wird, geht eine in Anatolien und der Ägäis einzigartige Natur- und Kulturlandschaft für immer verloren. Der Latmos ist ein Freilichtmuseum, das archäologisch einen Zeitraum von ca. 8.000 Jahren abdeckt.

Gleichzeitig ist das Gebirge mit seinen typischen Verwitterungsformen ein Geopark, eine Phantasielandschaft, wie sie auf der Erde nur selten vorkommt. Die herrlichen Mittelmeerpinien-Wälder (Pinus pinea) sind die größten ihrer Art in der Türkei. Ihr Bestand ist bereits stark reduziert.

Der Beşparmak gehört mit seinen seltenen endemischen Pflanzen zu den bedeutenden Floragebieten der Türkei. 22 davon sind gefährdet, von diesen sind wiederum sieben endemisch, kommen also nirgendwo sonst auf der Welt vor. Die wildwachsende Stammform des bei uns als Zimmerpflanze bekannten Alpenveilchens (Cyclamen mirabile) und die Bart-Orchis (Comperia comperiana) müssten nach dem Berner Abkommen, das auch von der Türkei unterzeichnet wurde, unter Schutz gestellt werden.

Ungewisse Zukunft für Wildkatzen und Seeadler

Unter den im Besparmak lebenden wilden Tieren verdienen die Karakal-Wildkatze und der gefährdete Seeadler, eigens erwähnt zu werden.

Es erfordert keinen großen finanziellen Aufwand, diese Landschaft und ihren Naturreichtum in Form eines sanften Tourismus zu erschließen. Die einheimische Bevölkerung, deren Lebensqualität und -grundlagen durch die Steinbrüche und die Abholzung der Wälder stark beeinträchtigt werden, würde wirtschaftlich davon profitieren. Ein Großteil von ihr verdient ihren Lebensunterhalt mit der Gewinnung von Pinienkernen und Honig sowie mit Olivenanbau und Weidewirtschaft. Heute ist dies vielerorts unmöglich geworden. Auch wird die Gesundheit der Menschen durch den vom Wind aufgewirbelten feinen Staub aus den Steinbrüchen erheblich geschädigt. Von den unter den Umweltveränderungen leidenden Orten ist das Dorf Karakaya am meisten betroffen.

Den Latmos jetzt zum Nationalpark erklären!

Feldspat wäre auch in anderen Regionen der Türkei zu gewinnen, der Latmos ist aber aufgrund seiner Bedeutung als Weltkulturerbe der Menschheit einzigartig. Der NABU, der WWF Türkei sowie der Naturschutzverband EKODOSD in Kuşadası, sowie der Deutsche Verband für Archäologie (DAV) und der Deutsche Archäologenverband (dArV), die Associazione Internazionale di Archeologia Classica (AIAC) und die Association pour le Rayonnement de l’Art Pariétal Euroréen (ARAPE) weisen auf den außergewöhnlichen Natur- und Denkmälerreichtum dieser Region hin und fordern daher das Ministerium für Wasser- und Forstwirtschaft der Republik Türkei auf, den Latmos zum Nationalpark zu erklären. Bitte helfen Sie, dieses einzigartige Natur- und Kulturerbe zu schützen und unterzeichnen Sie die Petition!

Unterzeichnen Sie hier die Petition zum Schutz des Fünf-Finger-Gebirges!

*Source: NABU.de

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