Regenzeit im Outback

Da es in den Tropen keine thermischen, d.h. durch
Temperaturunterschiede definierbaren Jahreszeiten gibt, muss eine
saisonale Differenzierung anhand der Niederschlagsverhältnisse
erfolgen. Diese werden im Wesentlichen durch den Verlauf der sog.
Innertropischen Konvergenzzone (ITCZ), einem im Laufe des Jahres den
Sonnenhöchstständen folgenden, durch Konvektion verursachten,
weltumspannenden Tiefdruckgürtel und die damit verbundenen
Zenitalregenfälle dominiert.

Die Gebiete der inneren Tropen, das ist die Zone um den Äquator bis
ca. 10° nördlicher und südlicher Breite, werden innerhalb eines
Jahres entsprechend dem Sonnenlauf von der ITC zweimal überquert.
Somit weisen sie zwei deutlich ausgeprägte klimatische
Niederschlagsmaxima auf. In den Randtropen, mit wachsender
geographischer Breite und Annäherung an die Wendekreise, verringert
sich der Zeitraum zwischen den ITC-Passagen immer mehr und das
doppelte Niederschlagsmaximum geht schließlich in ein einfaches, im
Sommer der jeweiligen Hemisphäre gelegenes Maximum über.

Zu den Randtropen, auch äußere oder wechselfeuchte Tropen genannt,
zählen die nördlichen Teile Australiens. Dort wird die Regenzeit “The
Wet” genannt, doch auch die Bezeichnung “Monsun” ist durchaus üblich.
Sie dauert etwa von Dezember bis April und ist durch heftige Gewitter
und sintflutartige Regenfälle charakterisiert. Januar und Februar
sind die regenreichsten Monate – in diesen Tagen ist also Hochsaison
bei schwülen 27 bis 35 °C.

Beispielsweise wurden innerhalb von 24 Stunden bis gestern 23:00 Uhr
UTC auf Coconut Island (vor Cape York, 09°48’S, 143°06’E, 3 m
Seehöhe) 85 L/m² (= mm) registriert, im gleichen Zeitraum bis heute
01:00 UTC waren es in West Roebuck (Nordküste des Bundesstaates
Westaustralien, 17°53’S, 122°19’E, 32 m Seehöhe) 135 mm und in Broome
(ebenda, 17°56’S, 122°14’E, 17 m Seehöhe) sogar 170 mm.

Der größte Teil des Bundesstaates Westaustralien zählt zwar zu den
Subtropen, wird jedoch im Südsommer durch das ausgedehnte “Hitzetief”
der ITCZ beeinflusst. Im Landesinneren herrscht “semiarides” Klima,
d.h. im Jahresdurchschnitt übertrifft der Betrag der Verdunstung die
Niederschlagsmenge, nur während der Sommermonate kehren regional
begrenzte, bisweilen extreme Regenfälle die Verhältnisse um.

Seit ein paar Tagen tummelt sich eine tropische Zyklone über
Westaustralien und besorgt auch dem “Outback” kräftige Regengüsse mit
mindestens zweistelligen Tagessummen. Eine Karte der
vierundzwanzigstündigen Niederschlagsmengen [mm] vom 22.01.2014,
01:00 UTC, unterlegt mit einem Satellitenbild im infraroten
Spektralbereich (Kanal bei 10.8 µm im “atmosphärischen Fenster”),
finden Sie rechts in der Rubrik “Thema des Tages” unter [mehr].

Dipl.-Met. Thomas Ruppert
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 22.01.2014

*Source: Deutscher Wetterdienst

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