Kasseler Klimaforscher fordern Verknüpfung von Emissionshandelssystemen

Der Klimawandel ist eine der größten Herausforderungen unserer Zeit. Deshalb sollen Emissionshandelssysteme den Ausstoß von Treibhausgasen begrenzen. Auf dem Weg zu einem globalen CO2-Markt bietet sich eine Verknüpfung dieser Systeme an.

Eine Studie der Universität Kassel zeigt, dass dies gelingen kann, auch wenn sich die Systeme im Detail unterscheiden. So könnten Minderungsoptionen effizienter ausgenutzt und die volkswirtschaftlichen Kosten gesenkt werden.

Das Forschungsprojekt „Die Verbindung von Emissionshandelssystemen – Auf dem Weg zu einer sozial und ökologisch akzeptablen Ausgestaltung des Handels mit Emissionszertifikaten in Europa, den USA und Japan“ (LETSCaP) wurde von Juli 2010 bis September 2013 im Kompetenzzentrum für Klimaschutz und Klimaanpassung (CliMA) der Universität Kassel durchgeführt. Es wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung im Rahmen der sozialökologischen Forschung mit 630.000 Euro gefördert. Die Projektleitung hatte der Kasseler Umweltrechter Prof. Dr. Alexander Roßnagel inne.

Im Mittelpunkt des Projekts, das jetzt mit einer Buchveröffentlichung abgeschlossen wurde, standen sowohl die theoretische als auch die praktische Untersuchung einer Verknüpfung. Dazu setzte LETSCaP das ökonomische Instrument des Emissionshandels in Bezug zu ökologischen und sozialen Aspekten und ermittelte Konfliktpotentiale, aber auch Handlungs- und Lösungsmöglichkeiten für mehr soziale Gerechtigkeit und besseren Klimaschutz. Als mögliche Verknüpfungspartner der Europäischen Union wurden in den Vereinigten Staaten die Emissionshandelssysteme Kaliforniens und die Regional Greenhouse Gas Initiative im Nordosten der USA sowie in Japan das freiwillige System JVETS und das Emissionshandelssystem des Tokyo Metropolitan Government herangezogen.

Das nun veröffentlichte Buch „Die Verknüpfung von Emissionshandelssystemen – sozial gerecht und ökologisch effektiv“ zeigt auf, ob und wie eine Verknüpfung gelingen kann. „Ob Emissionshandelssysteme erfolgreich sind oder misslingen, hängt von ihrer Ausgestaltung ab“, erläutert Prof. Roßnagel. „Wir stellen dar, durch welche Ausgestaltung eine Verknüpfung von Emissionshandelssystemen ökonomische Effizienz, ökologische Effektivität und soziale Gerechtigkeit sowie rechtliche Durchführbarkeit erreichen kann.“ Das hierfür entwickelte theoretische Modell wird am Beispiel der Verknüpfungen des europäischen Emissionshandelssystems mit vier weiteren Emissionshandelssystemen auf die Umsetzbarkeit überprüft, wobei ebenfalls Handlungsempfehlungen für eine praktische Verbindung abgeleitet werden. Dabei zeigte sich, dass verschiedene Emissionshandelssysteme nicht vollkommen identisch ausgestaltet sein müssen. Durch Harmonisierungsmaßnahmen oder die Einführung zum Beispiel einer sogenannten Clearingstelle von Wechselkursen und Tauschfaktoren kann es gelingen, unterschiedliche Emissionshandelssysteme sinnvoll zu verbinden.

Da weltweit ein Trend zur Einführung von immer mehr Emissionshandelssystemen zu beobachten ist, entfalten die Ergebnisse des Projekts besondere Bedeutung, so Prof. Roßnagel. Denn für die vielen neuen Emissionshandelssysteme stellt sich in Zukunft die Frage, wie zusätzliche Vermeidungsoptionen genutzt und ein globaler Kohlenstoffmarkt etabliert werden kann. Angesichts der Erfordernisse einer nachhaltigen Entwicklung nehmen dabei auch Fragen sozialer Gerechtigkeit und ökologischer Effektivität eine zentrale Rolle ein. Eine wichtige Vorbildwirkung auf dem Weg zu einem globalen Markt für Treibhausgasemissionen könnte von einer Verknüpfung des europäischen Emissionshandelssystems mit dem Kohlenstoffmarkt in Kalifornien ausgehen. Ob eine solche Verknüpfung beider Systeme zu realisieren ist, wird auch von einer wirksamen Reform des europäischen Emissionshandels abhängen, so die Autoren.

Lenz, Christine/Volmert, Barbara/Hentschel, Anja/Roßnagel, Alexander, Die Verknüpfung von Emissionshandelssystemen – sozial gerecht und ökologisch effektiv, Kassel: kassel university press, 2014. Reihe Interdisciplinary Research on Climate Change Mitigation and Adaptation, Band 4.

*Source: Universität Kassel

(Visited 30 times, 1 visits today)