Cyber Valley zieht Forschungsgruppenleiter aus aller Welt an

Forschungskooperation auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz nimmt Fahrt auf

Stuttgart/Tübingen – Das Cyber Valley wächst um zehn neue Forschungsgruppen, die an der Weltspitze der Forschung im Bereich künstliche Intelligenz stehen. Die Gruppen erhalten eine umfangreiche wissenschaftliche Ausstattung und werden von jungen Spitzenforschern geleitet, die in einem hoch selektiven Auswahlverfahren aus aller Welt rekrutiert wurden.

“Die Wissenschaftler kommen von den besten Universitäten und Forschungseinrichtungen der Welt, um ihre Forschung in der Region Stuttgart-Tübingen voranzutreiben”, sagt Michael Black, Geschäftsführender Direktor des Max-Planck-Instituts für Intelligente Systeme und Sprecher des Cyber Valley.

Region Stuttgart-Tübingen übernimmt führende Rolle in der KI-Forschung

Auch Baden-Württembergs Wissenschaftsministerin Theresia Bauer freut sich über die rasante Entwicklung des Cyber Valley. „Die Fortschritte in den Bereichen intelligente Systeme und maschinelles Lernen sind die treibende Kraft der Digitalisierung. Die Region Stuttgart-Tübingen ist nachweislich bereits heute der Hotspot bundesweit in Sachen künstliche Intelligenz. Wir unternehmen jede Anstrengung, damit Baden-Württemberg auch international eine Spitzenposition einnimmt. Mit dem Ausbau des Cyber Valley investiert das Land in eine international hochkompetitive Infrastruktur im Bereich der künstlichen Intelligenz, die auch auf die weitere Anbindung von grenzüberschreitenden Kooperationen ausgerichtet ist. Damit werden wir konkurrenzfähige neuartige Anwendungen, innovative Produkte und digitale Dienstleistungen entwickeln und unsere Wirtschaftskraft im Digitalisierungsprozess sichern“, betont Bauer.

Image credit: Universität Tübingen

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Spitzenforscherinnen und -forscher im Bereich künstliche Intelligenz sind aktuell die meist umkämpften Köpfe weltweit und diese Spitzenkräfte wollen mit den Besten zusammenarbeiten“, so Black weiter. „Unser Erfolg beim Cyber Valley macht deutlich, dass die Region Stuttgart-Tübingen führend in der KI-Forschung ist. Durch die Dynamik, die das Cyber Valley angestoßen hat, ist dies der Ort, an dem Spitzenforschung in der KI eine große gesellschaftliche und wirtschaftliche Wirkung entfalten kann.“ Cyber Valley bringe alle an einen Tisch: Wirtschaft, Universitäten, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen sowie die Landesregierung. „Die Aufmerksamkeit, die Cyber Valley aus der ganzen Welt bekommt, hilft uns, die besten Talente in diesem Bereich zu gewinnen und hier zu halten.“

Das Cyber Valley findet national und international zunehmend Beachtung“, stimmt der Rektor der Universität Tübingen, Professor Bernd Engler, zu. „Dies macht der akademische Background der neuen Forschungsgruppenleiter mehr als deutlich. Die Tatsache, dass es gelungen ist, hervorragende Forscherinnen und Forscher aus Harvard, Berkeley, von der ETH Zürich, der Columbia University oder dem Baylor College of Medicine nach Stuttgart und Tübingen zu holen, unterstreicht eindrucksvoll, dass das Projekt Cyber Valley entschlossen ist, in die Weltspitze der KI-Forschung vorzustoßen.“

Die insgesamt zehn unabhängigen Forschungsgruppen unter dem Cyber Valley Dach verteilen sich mit fünf Gruppen zum größten Teil auf das Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme (MPI-IS) mit seinen beiden Standorten Stuttgart und Tübingen. Drei weitere Forschungsgruppen sind an der Eberhard-Karls-Universität in Tübingen und zwei an der Universität Stuttgart angesiedelt. Die Forschungsgruppen an der Universität Stuttgart werden im Laufe des Jahres ausgeschrieben.

Sebastian Trimpe ist der erste der Cyber Valley Gruppenleiter, der seine Forschungsarbeit aufgenommen hat. Seit dem 1. Februar leitet der 36-jährige Ingenieurwissenschaftler, der an der ETH Zürich promovierte, die zehnköpfige Cyber Valley Forschungsgruppe „Intelligent Control Systems“, die am Stuttgarter Standort des MPI-IS ansässig ist. Trimpe wird in seiner Arbeit der Frage nachgehen, wie Maschinen selbstständig aus Daten lernen können und dabei zuverlässig, sicher und effizient agieren. „Mein Team und ich wollen die Grundprinzipien verstehen und Algorithmen entwickeln, die es intelligenten künstlichen Systemen ermöglichen, sich eigenständig in der physischen Welt zurecht zu finden.”

Ardian Jusufi und seine Forschungsgruppe „Biorobotic Locomotion & Morphological Intelligence” sind ebenfalls am MPI-IS in Stuttgart angesiedelt. Der 33-Jährige promovierte an der University of California in Berkeley. Nach seinem Abschluss wechselte er nach Cambridge und an die Harvard University, wo er als Postdoc im Bereich interdisziplinäre Bewegungswissenschaften, Soft Robotik, sowie Bionik forschte. Zuletzt war er Assistant Professor an der University of Technology in Sydney, Australien.

Hinzu kommt Jörg Stückler, der von der Technischen Universität München ans Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme in Tübingen wechselte. Er nennt seine Gruppe „Embodied Vision“. Stückler hat sich zum Ziel gesetzt, autonome intelligente Systeme zu entwickeln, die selbständig ihre Wahrnehmungs- und Handlungsfähigkeiten durch ihre Interaktion mit der Umgebung erlernen und verbessern können.

Zum 1. Juli stoßen Caterina De Bacco und Falk Lieder hinzu. De Bacco forscht momentan als Postdoc am Data Science Institute der Columbia University und Falk Lieder an der University of California, Berkeley im Bereich „Rationality Enhancement“. Während sich die Forschung von De Bacco auf die Optimierung von Datennetzwerken durch die Entwicklung von Algorithmen konzentriert, die von Prinzipien der Statistischen Physik abgeleitet sind, konzentriert sich Lieder darauf, wie Menschen denken, entscheiden und sich effektiv Ziele setzen. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse überträgt er auf intelligente Systeme, die Menschen dabei unterstützen sollen, bessere Entscheidungen zu treffen.

An der Universität Tübingen verleiht Mijung Park dem Cyber Valley Forschungsverbund als erste Gruppenleiterin ein Gesicht. Park war zuletzt in der MPI-IS-Abteilung für Empirische Inferenz tätig. Schon dort konzentrierte sie sich auf die Entwicklung maschineller Lernalgorithmen, welche den Schutz der Lerndaten sicherstellen, das sogenannte „Privacy Preserving Machine Learning“. Diese Forschung wird sie unter dem Cyber Valley Dach fortsetzen. Ihr werden im Sommer Gabriele Schweikert und im Herbst Fabian Sinz folgen.

Ich freue mich über die Aussicht, in dem äußerst dynamischen Umfeld der Tübinger Artificial Intelligence Community eine Gruppe zu gründen“, sagt Schweikert, die in ihrer Forschung maschinelle Lernmethoden nutzt, um molekulare Prozesse in lebenden Zellen besser verstehen zu können. „Ich liebe das interdisziplinäre und abwechslungsreiche Angebot. Die Kombination aus erfahrenen Forschern und hervorragend etablierten Gruppen mit umfangreicher Expertise im Bereich maschinelles Lernen einerseits und neuen, jungen und enthusiastischen Gruppenleitern andererseits ist sehr spannend.“

Forschung eng verzahnt mit der Königsklasse der Industrie

Das Cyber Valley ist eine der größten Forschungskooperationen Europas aus Wissenschaft und Wirtschaft auf dem Gebiet der künstlichen Intelligenz. Gefördert durch das Land Baden-Württemberg entstehen mit Cyber Valley neue Forschungsgruppen sowie Universitätslehrstühle auf den Gebieten Maschinelles Lernen, Robotik und Computer Vision. Neben den zunächst zehn Forschungsgruppen entstehen zehn neue Universitätslehrstühle an den Universitäten Stuttgart und Tübingen. Auch eine neue Doktorandenschule, die International Max Planck Research School for Intelligent Systems (IMPRS-IS), ist dem Cyber Valley angeschlossen. An dem Forschungsverbund beteiligt sind die Max-Planck-Gesellschaft, die beiden Universitäten Stuttgart und Tübingen, das Land Baden-Württemberg sowie die Unternehmen Amazon, BMW AG, Daimler AG, IAV GmbH, Porsche AG, Robert Bosch GmbH und ZF Friedrichshafen AG.

Cyber Valley hat sich bereits einen Namen gemacht als Hotspot der Forschung im Bereich künstliche Intelligenz, Computer Vision und Robotik. Laut dem aktuellen Jahresgutachten zu Forschung, Innovation und technologischer Leistungsfähigkeit Deutschlands der Expertenkommission Forschung und Innovation (EFI), kommt man beim Thema künstliche Intelligenz an Stuttgart und Tübingen nicht vorbei. Die KI-Forschung in Deutschland konzentriere sich auf wenige Standorte und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, heißt es in dem Gutachten. 23,8 Prozent –  also rund ein Viertel der im Zeitraum 2007 bis 2016 betrachteten Proceedings-Beiträge, kämen aus dem Raum Tübingen/Stuttgart. Damit nimmt die Region mit Abstand den Spitzenrang für KI-Forschung in Deutschland ein.

Ideen raus aus dem Elfenbeinturm der Wissenschaft und zur Anwendung

Die Cyber Valley Initiative ermöglicht den Austausch zwischen Grundlagenforschung am Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme und den Universitäten und der mehr anwendungsbezogenen Forschung in den Partnerunternehmen. „Cyber Valley ist ein langfristiges Projekt, das einen Pool gut ausgebildeter Talente im Bereich Forschung und Anwendungen in der KI zusammenbringt. Die nächste wichtige Phase ist es, eine Startup-Kultur rund um künstliche Intelligenz gedeihen zu lassen“, sagt Michael Black. Spitzenforschung verbunden mit Unternehmergeist, um einen Nährboden für Start-ups zu schaffen – das sei das erklärte Ziel von Cyber Valley, so Black.

Viele der Forschungsgruppenleiter haben bereits zusammen mit Industriepartnern geforscht“, erklärt Cyber Valley Koordinatorin Tamara Almeyda. „Das, was eine Zukunftsvision war, nämlich gemeinsame Grundlagenforschung zu betreiben, das nimmt jetzt Form an. Wir wollen die Grenzen aufbrechen zwischen Industrieforschung und von Neugier getriebener Grundlagenforschung und einen regen Austausch ermöglichen. In vielen anderen Forschungsbereichen ist die Grundlagenforschung teils Jahre entfernt von einer möglichen Anwendung. Durch die Geschwindigkeit, mit der die Forschung im Bereich künstliche Intelligenz gerade voranschreitet, beschleunigt sich dieser Prozess teilweise enorm.“ Geplant seien neue Formate, um die Forscher aus Industrie und Forschungseinrichtungen zusammenzubringen. „Wo sind die Anknüpfungspunkte der Gruppenleiter mit den Forschern unserer Industriepartner? Um das herauszufinden, wollen wir Plattformen schaffen, um gegenseitigen Austausch zu fördern. Diese Art Forschungskooperation im Bereich der Grundlagenforschung wollen wir mit Cyber Valley zu einem erfolgreichen Modell machen“, so Almeyda.

*Source: Universität Tübingen

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