Todesurteil für Delfine

OMV und Shell gefährden die seltensten Meeresdelfine der Welt

Seit dem Jahr 2013 häufen sich die Bedrohungen für die kleinsten und seltensten Meeresdelfine der Welt, die Maui-Delfine in Neuseeland. Stell- und Schleppnetzfischerei töten jedes Jahr drei bis vier der akut vom Aussterben bedrohten Tiere, von denen nur noch etwa 50 Individuen in den Küstengewässern Neuseelands überleben konnten – noch in den 1970er Jahren waren es 2000. Trotz dieser geringen Bestandszahlen verweigert sich die neuseeländische Regierung den immer dringlicheren Schutzempfehlungen der internationalen Wissenschaftsgemeinschaft. Nun kommt es sogar noch schlimmer: Der neuseeländische Energieminister Simon Bridges hat angekündigt, dass er Ölbohrungen im Schutzgebiet der Maui-Delfine erlauben will. Damit hat er ein Todesurteil gefällt.

Schon jetzt gefährden seismische Tests der Ölkonzerne Shell und OMV im Maui-Lebensraum das Überleben der Tiere. Die bei der Suche nach Öl und Gas eingesetzten Instrumente stoßen wochen- oder sogar monatelang tagtäglich alle zehn Sekunden starke Schallwellen aus, die tief in den Meeresboden eindringen. Meeresbewohner, die für ihre Kommunikation und Futtersuche auf akustische Signale angewiesen sind, empfinden sie so laut wie wir Menschen ein Düsenflugzeug unmittelbar neben uns. Weltweit werden diese Aktivitäten immer wieder mit Strandungen von Walen und Delfinen in Verbindung gebracht.

Die seltenen Maui-Delfine sind bereits zahlreichen Gefahren ausgsetzt. Lediglich 50 Tiere leben noch in Neuseelands Küstengewässern. Ölbohrungen würden die Situation weiter verschärfen. Foto credit: Steve Dawson/NABU International

Die seltenen Maui-Delfine sind bereits zahlreichen Gefahren ausgsetzt. Lediglich 50 Tiere leben noch in Neuseelands Küstengewässern. Ölbohrungen würden die Situation weiter verschärfen. Foto credit: Steve Dawson/NABU International

Es ist anzunehmen, dass sich schon diese Untersuchungen negativ auf die Überlebenschancen der sensiblen Meeresbewohner ausgewirkt haben. Auch die vom Aussterben bedrohten Blauwale, die in dem Gebiet regelmäßig auf Nahrungssuche gehen, sind – wie auch die nahen Verwandten der Mauis, die Hector-Delfine – dadurch in Gefahr. Selbst Fischbestände können dadurch bis zu 80 Prozent abnehmen. Die geplanten Aktivitäten von Shell und OMV gefährden also die kleinsten und größten Wale unserer Erde.

Die Belastung für die Tiere würde durch gesteigerten Lärm, Verschmutzung, Transportschiffe und den Verlust von Lebensraum und verfügbarer Nahrung weiter steigen, wenn es tatsächlich zu Ölbohrungen in dem Gebiet kommt. NABU International hat nun mit der Hilfe von hunderten Delfinfreunden Einwendungen bei der neuseeländischen Regierung eingereicht, um die Bohrungen zu stoppen. Außerdem werden wir mit Hilfe von Experten und einem Rechtsanwalt bei einer öffentlichen Anhörung unsere Argumente für den Schutz der von akutem Aussterben bedrohten Meerestiere vorbringen.

Dr. Barbara Maas, Leiterin Artenschutz von NABU International, sorgt sich auch um die Auswirkungen eines möglichen Ölunfalls in dem Lebensraum der Wale und Delfine. Auf unserer Grafik haben wir dargestellt, wie sich ein Ölteppich innerhalb von drei Tagen ausbreiten würde – auch das Kerngebiet der Mauis wäre davon betroffen, ebenso wie Fischbestände der Region und die Gesundheit der Menschen. In den Jahren 2007 und 2010 hat Neuseeland bereits zwei Ölkatastrophen erlebt. Eine steigende Anzahl an Bohrungsstellen, der Transport des Öls mit Tankern und die Zwischenlagerung auf See steigern auch das Risiko erheblich. Hinzu kommt, dass Neuseeland auf eine mögliche Ölpest vor der Küste schlecht vorbereitet ist.

Beantragt wurden die sieben Ölbohrungen von dem österreichischen Ölkonzern OMV, der auch Tankstellen in Deutschland betreibt. In seine Wirtschaftsanalysen hat der Konzern jedoch nicht die Kosten möglicher Öl-Unfälle eingerechnet, also das Reinigen der Küsten, den Verlust von Fischbeständen und die negativen Auswirkungen auf den Tourismus-Sektor. Zur Erinnerung: Die Nachwirkungen der Explosion der Ölplattform „Deepwater Horizon“ kosteten bislang 43 Milliarden US-Dollar. Die Wale und Delfine könnte ein Ölunfall gar das Leben kosten – im Falle der Mauis sogar deren Ausrottung verursachen. Doch nicht nur im Fall einer Katastrophe, sondern auch beim regulären Betrieb sind die Delfine stark beeinträchtigt: durch die Verwendung giftiger Chemikalien, verstärkten Schiffsverkehr und Sonar-Systeme, mit welchen verlorene Fracht geortet wird. So lange Neuseeland die Interessen der Fischerei- und Ölindustrie schützt, nicht aber ihre eigenen Meeresbewohner, kann man auch den Slogan „100 % Pure“ („100 Prozent rein“) nicht ernst nehmen, mit dem das Land bei Touristen seine angeblich unberührte Natur anpreist.

Haben Sie schon unsere Petition zum Schutz der Delfine unterzeichnet? Wenn nicht, unterstützen Sie bitte unseren Protest unter www.change.org

*Source: NABU.de

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