Mehr Naturschutz in nordrhein-westfälischen Wäldern

NABU-Vollversammlung tagte in Erkrath | Neue Waldstrategie für NRW gefordert

Düsseldorf – Rund 200 Delegierte aus 52 nordrhein-westfälischen Kreis- und Stadtverbänden des NABU NRW trafen sich am Sonntag in Erkrath zur jährlichen Landesvertreterversammlung und begrüßten unter anderem NABU-Präsident Olaf Tschimpke und MdB Bärbel Höhn, die als Schirmherrin der NABU-Stiftung Naturerbe NRW ins Bürgerhaus gekommen war. Den Erhalt vielfältiger Lebensräume mit ihrer großen Zahl heimischer Arten dauerhaft sicherzustellen, sei nach wie vor eine der großen Herausforderungen dieser Zeit, darin waren sich beide Redner einig. Die Weichen für eine zukunftsfähige Natur- und Umweltschutzpolitik müssten dazu auf Bundesebene nun aber neu gestellt werden. Landespolitisch forderten die NABU-Delegierten eine neue Waldstrategie für die nordrhein-westfälischen Wälder.

In seiner Analyse der bundespolitischen Situation aus Sicht des Naturschutzes wies Tschimpke darauf hin, dass jenseits der Energiepolitik bislang aber keine Themen des Natur- und Umweltschutzes auf der Agenda der Sondierungsgespräche und möglicher Koalitionsverhandlungen stünden. Bei der Energiewende drohe ein Stillstand oder gar ein Rückschritt durch eine einseitige Fokussierung der politischen Debatte auf die Begrenzung der Strompreise. Hier werde der NABU darauf drängen, dass der Strommarkt und auch das Erneuerbare-Energien-Gesetz vor allem auf die zentrale Herausforderung ausgerichtet werden, für den weiteren Ausbau von Wind- und Solarenergie mehr Flexibilität bei der Stromversorgung bereit zu stellen. Aber auch in anderen Politikfeldern werde der NABU die politischen Akteure an die offenen Baustellen aus der vergangenen Legislaturperiode erinnern. Als Stichworte nannte Tschimpke hier unter anderem die Finanzierung und Weiterentwicklung des nationalen Naturerbes, die Einführung eines Bundesprogramms „Blaues Band“ für Bundeswasserstraßen zur Renaturierung von Fließgewässern und Auen sowie ein besseres Management von Natura-2000-Gebieten.

Josef Tumbrinck, Vorsitzender des NABU-Landesverbandes stellte fest, dass die Weichen für eine zukunftsfähige Naturschutz- und Umweltpolitik in NRW zwar mit dem Koalitionsvertrag 2012 richtig gestellt wurden, es aber nach wie vor an der Umsetzung durch die Novellierung wichtiger Gesetze mangele. So stehe in dieser Legislaturperiode die Novellierung des Landschaftsgesetzes sowie des Landeswasser- und des Landesjagdgesetzes an. Das Landesforstgesetz soll zu einem Landeswaldgesetz weiterentwickelt werden, welches stärker an den Kriterien einer nachhaltigen Waldwirtschaft ausgerichtet ist. „Ich erwarte eine breite gesellschaftliche Unterstützung, wenn die Regierungskoalition die Novellierungen jetzt wie im Koalitionsvertrag festgelegt anpackt“, sagte der NABU-Landeschef. Dabei seien kluge Entscheidungen nach einem intensiven Dialog mit allen gesellschaftlichen Stakeholdern gefragt, die die negativen Entwicklungen des massiven Artenrückgangs insbesondere auf landwirtschaftlichen Intensivflächen tatsächlich dauerhaft stoppen.

Mit der Verabschiedung der NABU-Waldposition setzten die Delegierten in diesem Jahr ein deutliches Zeichen für mehr Naturschutz in nordrhein-westfälischen Wäldern. Der Zustand der heimischen Wälder sei beklagenswert: Gestiegene Holzpreise hätten in den letzten Jahren zu einem regelrechten Raubbau in heimischen Wäldern geführt. Der Wald sei vielerorts zu Holzproduktionsstätten verkommen, die unter anderem dazu dienten Nachfragen in Übersee zu bedienen. Der Wald sei aber nicht nur Rohstofflieferant, sondern ein besonderer Ort der Erholung für den Menschen, spiele für den Klimaschutz als Kohlenstoffspeicher eine bedeutende Rolle und sei für die heimische Biodiversität von unschätzbarer Bedeutung.

Deshalb forderten die NABU-Delegierten eine neue Waldstrategie für Nordrhein-Westfalen. Kernpunkt dieser Strategie müsste der Aufbau eines Systems ungenutzter Wälder sein, das entsprechend der Nachhaltigkeitsstrategie der Bundesregierung mindestens fünf Prozent der gesamten nordrhein-westfälischen Wälder umfasse. Um dieses Ziel zu erreichen, habe das Land NRW in seinem Staatswald durch die Ausweisung von Wildnisgebieten bereits einen Anteil von über zehn Prozent aus der Nutzung genommen. Da NRW im Gegensatz zu allen anderen Bundesländern aber vergleichsweise wenig Staatswald besitze, reiche das nicht aus. Weitere Zukäufe seien zu diesem Zweck notwendig.

Zum anderen sei es dringend erforderlich ein Konzept zu entwickeln, wie auch der Kommunal- und Privatwald zur Erreichung des Ziels beteiligt werden kann. Alle Wildnisgebiete gemeinsam seien dann zu einem großräumigen und differenzierten Waldschutzgebietssystem mit Wanderkorridoren in NRW zusammenzufassen Damit die biologische Vielfalt auch in den Wirtschaftswäldern besser geschützt werde, müsse zudem die Umsetzung von Natura 2000 deutlich verbessert werden. Hierzu seien präzise, verständliche und mit den Waldbewirtschaftern abgestimmte Managementpläne zu erstellen, Bewertungskriterien für den Erhaltungszustand von Wäldern zu verbessern und endlich eine Definition der guten fachlichen Praxis für eine naturschonende Waldbewirtschaftung gesetzlich zu verankern.

Verbandsintern gab es einige Erfolge zu vermelden: Der NABU NRW konnte seine Mitgliederzahl im vergangenen Jahr unter dem Strich um 1335 Mitglieder steigern. Damit zählte der NABU zum Jahresende 64.008 Mitglieder, aktuell sind es über 66.000 Mitglieder. Die auf der Vertreterversammlung 2012 beschlossene NABU-Gemeinschaftsaufgabe „Fledermausfreundliches Haus“ startet nun dank finanzieller Förderung durch das Land Nordrhein-Westfalen. Seit 1. Oktober kümmert sich Projektkoordinatorin Sarah Sherwin um die Vorbereitungen und die Umsetzung des Projektes in den kommenden drei Jahren.

Erfreulich sei auch die weitere Entwicklung der NABU-Stiftung Naturerbe NRW verlaufen. So wuchs das Gesamtvermögen der Stiftung auf aktuell rund 750.000 Euro, circa 16.000 Euro kamen als Förderleistung der Natur und Umwelt zugute. „Von besonderer Bedeutung für die Stiftung sei die Schirmherrschaft, die von der ehemaligen nordrhein-westfälischen Umweltministerin Bärbel Höhn übernommen wurde“, erklärte Dr. Anke Valentin, Vorsitzende der NABU-Stiftung. Bärbel Höhn selbst hatte in ihrer Rede am Vormittag bereits darauf hingewiesen, wie sehr sie sich NRW und dem NABU verbunden fühle und erklärt, gerne im Rahmen ihrer Möglichkeiten dazu beizutragen, gute Rahmenbedingungen für den Schutz und die nachhaltige Nutzung der Natur in Nordrhein-Westfalen zu schaffen.

*Source: NABU.de

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