Kohlekraftwerke könnten sauberer werden

Deutschland tritt bei Umwelttechnik auf die Bremse

Durch Reinigungstechnik wäre es möglich, gesundheitsschädliche Stickoxidemissionen von Braunkohlekraftwerken deutlich zu reduzieren. In Brüssel sperrt sich die Bundesregierung jedoch gegen niedrigere Grenzwerte – aus Kostengründen.

Am 20. Oktober wird in Brüssel über neue Umweltstandards nach bester verfügbarer Technik (BVT) für Kraftwerke debattiert. Die Vertreter der deutschen Regierung wollen sich bei der EU-Kommission dafür einsetzen, den BVT-Standard für Stickoxid-Abgase (NOx) von Kohlekraftwerken von 175 auf 190 Milligramm pro Normkubikmeter im Jahresmittel abzuschwächen. Dabei ist ein deutlich niedrigerer Standard von 80 Milligramm je Normkubikmeter für alle Kohlekraftwerke technisch machbar und für Umwelt und Gesundheit unverzichtbar.

Deutschland, sonst gerne als Kompetenzzentrum moderner Umwelttechnik wahrgenommen, tritt hier auf die Bremse, denn der aktuell verhandelte Wert von 175 mg/Nm3 macht den alten Braunkohlekraftwerken (auch ein Markenzeichen Deutschlands) zu schaffen. Dabei wird nichts Unmögliches verlangt: Die Kraftwerks-Betreiber hätten die Wahl, Reinigungstechnik bis 2021 nachzurüsten oder die Kraftwerke stillzulegen. Letzteres wäre schon alleine aus Klima- und Gesundheitsgründen geboten.

Braunkohlekraftwerk BoA Neurath. Image credit: Markus Schweiß (Source: Wikipedia)

Braunkohlekraftwerk BoA Neurath. Image credit: Markus Schweiß (Source: Wikipedia)

Gegen den niedrigeren Grenzwert sprechen aus Sicht von Bundesumwelt- und Wirtschaftsministerium die Kosten für die Kraftwerks-Betreiber – sie stünden nicht im Verhältnis zum Nutzen! NOx-Abgase führen zu schweren gesundheitlichen Schäden und Kosten für die Allgemeinheit – welchen Nutzen braucht es denn noch? Insbesondere NO2 wird mit erhöhter Mortalität, einer Verschärfung von (chronischen) Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen, etwa in Form von Asthmabeschwerden, sowie vermehrten Atemwegsinfektionen assoziiert. Stickoxide bewirken zudem die Überdüngung und Versauerung von Böden und Gewässern mit negativen Auswirkungen auf die Biodiversität.

Bereits heute werden die ökologischen und sozialen Kosten der Braunkohle auf die Allgemeinheit abgewälzt. Die Umweltkosten liegen laut Umweltbundesamt für Braunkohle bei 10,75 Cent pro Kilowattstunde Strom – auch hier ist die Kohle trauriger Spitzenreiter.

In der EU muss sich Deutschland aus diesen Gründen dafür einsetzen, dass wir nicht weiter ungefiltert giftigen Stoffen ausgesetzt sind und bei der Energieversorgung so schnell wie möglich ganz auf Kohle verzichtet wird. Eine naturverträgliche Energiewende ist die Lösung. Sollte es alten Braunkohle-Kraftwerken nicht mehr auferlegt werden, ihren extrem hohen NOx-Ausstoß technisch zu reduzieren, müssen sie im Gegenzug schnellstmöglich ihre Betriebsstunden deutlich reduzieren, um spätestens 2024 ganz vom Netz zu gehen.

*Source: NABU.de

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