Glyphosat soweit das Auge reicht

Gift gelangt in Oberflächengewässer und gefährdet Amphibien

Wanderte Theodor Fontane heutzutage durch die Mark Brandenburg, so würden endlose Felder mit heranreifendem Mais seine Spaziergänge begleiten und vielerorts blickte er von den Türmen der Backsteingotik herab auf die riesigen, graugrün glänzenden Foliendächer von Biogasanlagen. Die Agrarlandschaften Brandenburgs haben sich im vergangenen Jahrzehnt rasant verändert. In vielen Regionen dominieren gegenwärtig die Anbaukulturen Mais und Raps. Allein diese beiden Kulturen nahmen 2012 rund 31 Prozent der Anbaufläche ein, wobei der Anteil der Maisflächen im gesamten Land zwischen 2002 und 2012 von 10 auf 18 Prozent angestiegen ist. Silomais wird hauptsächlich als Viehfutter und für die Biogaserzeugung verwendet.

18 Prozent der brandenburgischen Anbaufläche bestehen aus Mais. 2002 waren es noch 10 Prozent. Image credit: NABU.de

18 Prozent der brandenburgischen Anbaufläche bestehen aus Mais. 2002 waren es noch 10 Prozent. Image credit: NABU.de

Diese Zunahme von Biogasanlagen geht einher mit einer beachtlichen Steigerung des Pestizideinsatzes. Deshalb hat der NABU im Jahr 2013 in drei Landkreisen im Nordwesten Brandenburgs die Untersuchung von zehn Oberflächengewässern veranlasst. In sechs der untersuchten Proben wurden Einträge von Herbiziden und deren Abbauprodukten identifiziert.

Das linke Vorderbei dieser Knoblauchkröten-Kaulquappe wurde nicht entwickelt. Es ist wahrscheinlich, dass hier Agrochemikalien einen Gendefekt ausgelöst haben. Knoblauchkröten haben in den vergangenen Jahrzehnten in weiten Teilen West- und Mitteleuropas einen dramatischen Bestandseinbruch erlebt. Image credit: NABU.de

Das linke Vorderbei dieser Knoblauchkröten-Kaulquappe wurde nicht entwickelt. Es ist wahrscheinlich, dass hier Agrochemikalien einen Gendefekt ausgelöst haben. Knoblauchkröten haben in den vergangenen Jahrzehnten in weiten Teilen West- und Mitteleuropas einen dramatischen Bestandseinbruch erlebt. Image credit: NABU.de

Der Nachweis im Jahr 2013 von Gewässerbelastungen auch in westlichen Landkreisen Brandenburgs weist darauf hin, dass es sich bei den dokumentierten Pestizideinträgen aus den Vorjahren nicht um regional begrenzte Einzelfälle handelt. Erneut wurde in den beprobten Stillgewässern das Totalherbizid Glyphosat sowie dessen Metabolit AMPA und Terbuthylazin, ein hauptsächlich im Maisanbau verwendeter, ökotoxikologisch bedenklicher Herbizidwirkstoff, dokumentiert.

Mit der weiteren Expansion des Biomasseanbaus droht die Gewässerbelastung durch Pestizide zu einem brandenburgweiten Problem zu werden. Die Wirkstoffe gefährden akut und langfristig die aquatischen Ökosysteme und die Böden. Hier zeigt sich einerseits ein dringender Handlungsbedarf bei der Überwachung und Kontrolle des Handels, der synthetische Pestizide vertreibt und von Agrarbetrieben, die diese anwenden sowie bei der Bewertung und Neu-Zulassung von Pestizidwirkstoffen durch die zuständigen Behörden. Auf den Prüfstand von Politik und Verwaltung gehört aber ebenso, die Neujustierung der Brandenburgischen Landesstrategie zum Ausbau von Biogasanlagen im Sinne einer generationengerechten Energie-Vorsorge.

NABU-Studie „Umweltrisiko Glyphosat“

Lesen sie mehr in der von uns in Auftrag gegebenen Studie zu Pestizidbelastung in ausgewählten brandenburgischen Gewässern in den Landkreisen Prignitz, Ostprignitz-Ruppin und Oberhavel (2013):

Download:

NABU-Studie “Umweltrisiko Glyphosat” (2013) mit English-Summary

*Source: NABU.de

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