Interview mit Konrad Heil: “Religion und Spiritualität: Meine Ansichten und Gedanken”

Konrad Heil wurde 1952 geboren und studierte nach einer Bankausbildung Betriebswirtschaft und Wirtschaftspädagogik. Er war viele Jahre im Management tätig und lehrte außerdem als Kommunikationstrainer. Seit 2011 ist er katholischer Priester der Erzdiözese Berlin. Neben der Gemeindeseelsorge ist er auch in der Internetseelsorge aktiv, außerdem engagiert er sich zusätzlich sowohl in der Einzelbegleitung als auch in Gruppenexerzitien.

Q. Was bedeutet Religion im eigentlichen Sinn? Warum brauchen wir sie?

Konrad Heil: Ich denke, Religion kann im Leben eines Menschen ganz unterschiedliche Bedeutungen haben. Das Wort “Religion” bedeutet im Ursprung “Rückbindung”, also eine Anbindung an Gott, der nicht verhandelbar und kaum fassbar ist, aber für Christen jemand ist, der seine Zuwendung und Beziehung dem Menschen anbietet und in Jesus Christus offenbart worden ist.

Im alltäglichen Umgang mit Religion geht es primär um ein in sich schlüssiges Wertesystem, das den Menschen eine Orientierung für sein ethisches Handeln geben kann. Aber Ethik muss nicht notwendigerweise mit Gott in Beziehung stehen. Aber ohne Beziehung mit Gott, so zeigt es die Erfahrung, lässt sich Ethik leicht korrumpieren. Deshalb “braucht” der Mensch die Religion, damit sein ethisches Verhalten nicht überwiegend von persönlichen Interessen und Vorteilen bestimmt wird.

Konrad Heil

Konrad Heil

Q. Was ist der Unterschied zwischen einem „spirituell entwickeltem“ und einem „sehr religiösen“ Menschen?

Konrad Heil: Die beiden Begriffe “spirituell entwickelter” Mensch und “sehr religiöser” Mensch sind nicht definiert. Ein spiritue entwickelter kann auch ein sehr religiöser Mensch sein und umgekehrt. Die Frage ist immer was man unter beiden Begriffen verstehen möchte…

Q.  Könnte sich ein „sehr religiöser“ Mensch eines Tages zu einem „Fanatiker“ entwickeln?

Konrad Heil: Auch hier ist die Frage, wie das Wort eines religiös “Fanatischen” definiert werden soll. Wenn man der Definition nach Duden (=blindwütig, verbissen) folgt, ergibt sich sehr schnell, dass ein Christ nach dem Willen Jesu keinesfalls ein Fanatiker sein kann. Heute wird religiöser Fanatismus sehr schnell mit bestimmten Gruppen im Islam in Verbindung gebracht, die einen “göttlichen Machtanspruch” mit kriegerischen Mitteln durchsetzen wollen. Eigentlich hat jede Religion eine Friedensbotschaft und deshalb bewegen sich Fanatiker immer außerhalb ihrer eigenen religiösen Grundsätze und Wurzeln und machen sie sogar unglaubwürdig.

Q. Wer ist glücklicher? – Ein „atheistischer“, ein „religiöser“ oder ein „spirituell entwickelter“ Mensch?

Konrad Heil: Ich habe Menschen kennen gelernt aus allen drei Kategorien die behaupteten, “glücklich” zu sein. Das gefühlte Glück hängt maßgeblich von den persönlichen Lebensumständen ab, in denen man sich befindet. Dass religiöse Menschen noch eine andere Quelle des Glücks haben können als Atheisten, ist nahe liegend.

Q. Möchten Sie etwas über Ihre eigenen Erfahrungen berichten?

Konrad Heil: Ich kann nur jedem empfehlen, sich auf die Suche nach Gott zu machen. Die zu erwartenden Entdeckungen können atemberaubend sein.

Thank You.

Links: More on Konrad Heil’s work here

Acknowledgement: Special Thanks to Solveig Tiller for her contribution with the interview.

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