Gewinner und Verlierer des Klimawandels

Wissenschaftler des Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrums in Frankfurt haben in Zusammenarbeit mit weiteren Senckenberg-Standorten und deutschen Partnerinstitutionen die Auswirkungen des Klimawandels auf die Häufigkeit verschiedener Tier- und Pflanzengruppen in Deutschland untersucht. Erstmals wurden dabei Bestandstrends von sehr unterschiedlichen Artengruppen miteinander verglichen. Dabei fanden sie heraus, dass Vögel, Schmetterlinge und Käfer bereits auf den Klimawandel reagieren. Die Studie ist kürzlich im Fachjournal „Biological Conservation“ erschienen.

Der Schwarzhalstaucher (Podiceps nigricollis) ist ein „Gewinner“ des Klimawandels am Bodensee und auch das Große Ochsenauge (Maniola jurtina), ein Schmetterling aus der Familie der Edelfalter, ist durch die höheren Temperaturen in Sachsen häufiger geworden. Auf die Verbreitung der Uferschwalbe (Riparia riparia) dagegen hat sich der Wandel des Klimas negativ ausgewirkt – allerdings könnten die Veränderungen in den Populationen der Vögel am Bodensee auch mit dem Landnutzungswandel zusammen hängen.

Gewinner der Klimawandels: Der Schwarzhalstaucher. Image credit: © Andreas Trepte, www.photo-natur.de

Gewinner der Klimawandels: Der Schwarzhalstaucher. Image credit: © Andreas Trepte, www.photo-natur.de

„Der längerfristige Bestandstrend spezifischer Tiergruppen hängt eng mit den ‚Temperaturnischen‘ zusammen, in denen die Tiere leben“, erklärt Dr. Diana Bowler vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum in Frankfurt und ergänzt: „Unter Temperaturnischen versteht man die Temperaturbedingungen, unter denen Tiere und Pflanzen in ihrer natürlichen Umwelt gefunden werden.“

Bowler hat gemeinsam mit nationalen und internationalen Kooperationspartnern – unter anderem dem Max-Planck-Institut für Ornithologie in Radolfzell, der Goethe-Universität in Frankfurt und dem UFZ – Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung – die jüngsten Populationsentwicklungen von verschiedener Tier- und Pflanzenarten in Beziehung zu deren Temperaturnischen gesetzt. Ziel war es, die Reaktion der Artengruppen auf den Klimawandel und den damit einhergehenden Temperaturanstieg in den letzten Jahren zu erforschen.

Hat es zukünftig schwerer: Uferschwalbe am Bodensee. Image credit: © Aiwok, CC BY-SA 3.0

Hat es zukünftig schwerer: Uferschwalbe am Bodensee. Image credit: © Aiwok, CC BY-SA 3.0

Das Team um die Frankfurter Biologin konnte zeigen, dass Vögel, Käfer und Schmetterlinge bereits auf den Klimawandel reagieren und die Häufigkeit ihres Auftretens sich ändert. „Diese Tiergruppen zeigen schon einen ‚klimatischen Fingerabdruck‘, man sieht in ihren Populationsentwicklungen die Folgen des Klimawandels“, erläutert Bowler.

Für ihre Studie verwendete die Arbeitsgruppe um Bowler vorhandene Langzeituntersuchungen zu Populationstrends in verschiedenen Tier- und Pflanzengruppen aus Teilen Bayerns, Baden-Württembergs, Sachsens, Sachsen-Anhalts und der Schweiz und Österreichs. Prof. Dr. Katrin Böhning-Gaese, Direktorin des Senckenberg Biodiversität und Klimaforschungszentrums und Seniorautorin der Studie betont: „Die Stärke dieser Studie ist es, dass hier Wissenschaftler aus verschiedenen Institutionen zusammenarbeiten – diese Kooperation macht es erst möglich, die unterschiedlichen taxonomischen Gruppen miteinander zu vergleichen. Zudem wird in unserer Studie die Bedeutung von Langzeitdatensätzen klar. Nur wenige Institutionen sind in der Lage, solche Datensätze kontinuierlich zu erheben und verfügen über die erforderliche taxonomische Expertise.“

„Da die Temperatur schon seit längerer Zeit ansteigt, können wir bereits erfolgte Veränderungen in der Tier- und Pflanzenwelt nutzen, um diejenigen Arten zu identifizieren, die zukünftig am stärksten vom Klimawandel betroffen sein werden“, fügt Bowler hinzu. Hierzu gehören beispielsweise Watvögel (Limikolen), wie die Uferschnepfe (Limosa limosa) am Bodenseee. „Unser Ziel ist es verlässliche Vorhersagen über die Auswirkungen des Klimawandels auf Artengruppen zu treffen und so auch entsprechende Schutzmaßnahmen für diese ergreifen zu können“, resümiert Bowler.

*Source: Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung

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