Wurzelbehandlung für Umweltverschmutzung

Ein Bericht, der unter Leitung eines Kasseler Wissenschaftlers erstellt worden ist, dient als Grundlage für das derzeitige Treffen der Umweltgeneralversammlung der Vereinten Nationen. Eine Kernaussage: Eine langfristige, globale Umweltpolitik muss an den Wurzeln ansetzen, nämlich am Ressourcenverbrauch. „End-of-Pipe“-Maßnahmen wie Katalysatoren für Fahrzeuge sind oft nur Scheinlösungen.

Vom 4. bis 6. Dezember 2017 findet in Nairobi das dritte Treffen der Umweltgeneralversammlung der Vereinten Nationen statt. Das jährliche Treffen der Umweltministerinnen und -minister ist das weltweit höchste Entscheidungsgremium für Umweltthemen. Der Kampf gegen die Umweltverschmutzung steht dieses Jahr im Zentrum des Interesses. Jährlich sterben Millionen Menschen an Luftverschmutzung und verunreinigtem Wasser.

Image credit: Rennett Stowe (Source: Flickr)

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Das International Resource Panel – der Weltressourcenrat – hat hierzu einen Bericht vorgelegt, um das Übel bei der Wurzel zu packen und nicht nur die Symptome zu bekämpfen. Dieser Bericht wurde von einem 30-köpfigen Autorenteam unter Leitung von Prof. Dr. Stefan Bringezu vom Center for Environmental Systems Research (CESR) der Universität Kassel erstellt. Wie das Dokument darlegt, kann das Filtern von Abgasen von Kohlekraftwerken und Automobilen einerseits bestimmte Schadstoffemissionen vermindern. Andererseits benötigen die Filter und Katalysatoren zusätzliche Rohstoffe und Energie, so dass durch solche „End-of-Pipe“ Maßnahmen der Ressourcenaufwand insgesamt steigt und Umweltbelastungen räumlich verlagert werden. So ist die Luftqualität in den Städten dank des Autokatalysators besser geworden, doch bei der Herstellung der darin enthaltenen Platingruppen¬metalle werden in Südafrika und Russland im Umfeld der Anlagen hohe Schadstoffemissionen und Abfallmengen erzeugt. Will man die Umweltbelastungen „systemweit“ vermindern, so eignen sich hierfür eher Lösungen, bei denen von vorneherein weniger Kohle und Kraftstoffe verbrannt werden. Mit anderen Worten ressourceneffizente Lösungen sind gefragt, die mit weniger Material und Energie den gewünschten Service bieten und zunehmend auf recyclingbasierte Ausgangsmaterialien setzen.

Ohne solche tiefgreifenden Lösungen, so der Bericht, wird sich die weltweite Entnahme von Rohstoffen bis 2050 mehr als verdoppeln. Damit steigen die Umweltbelastungen und sozialen Konflikte angefangen vom Bergbau und der vielfach verschmutzungsintensiven Aufbereitung der Rohstoffe über die Produktfertigung, den Konsum bis hin zur Abfallentsorgung. Auch die Klimaschutzziele von Paris werden so nicht erreichbar sein. Reiche Länder verbrauchen pro Person aktuell das Zehnfache an Rohstoffen im Vergleich zu armen Ländern. Dabei sind hierzulande sehr gute Voraussetzungen gegeben, um mit effizienteren Produktionsweisen und bedachtsamerem Verbraucherverhalten zukunftsweisend voranzugehen. Hierfür kann die Politik geeignete Anreize setzen und das Deutsche Ressourceneffizienzprogramm wird von dem Bericht als gelungenes Beispiel angeführt, das es freilich fortzuführen gilt. Eine Reihe von Strategien und Beispielen wird aufgezeigt, wie menschliche Gesundheit gefördert, Umwelt geschont und erfolgreich gewirtschaftet werden kann.

Prof. Dr. Stefan Bringezu ist seit 2011 Professor für Nachhaltiges Ressourcenmanagement an der Universität Kassel. Seine Forschungsschwerpunkte liegen u.a. in der Analyse des sozio-industriellen Stoffwechsels und globaler Landnutzung, integrierten Nachhaltigkeitsszenarien, im ökonomieweiten  Ressourcenmanagement und in der Umwelt- und Ressourcenpolitik. Bringezu ist stellvertretender geschäftsführender Direktor am Center for Environmental Systems Research (CESR) der nordhessischen Universität. Dort untersucht man den Ressourcenverbrauch von der globalen bis zur lokalen Ebene und entwickelt Lösungen, wie  Infrastrukturen, Produktion und Konsum nachhaltig gestaltet werden können.

Der Bericht „Assessing Global Resource Use – A Systems Approach to Resource Efficiency and Pollution Reduction“ ist verfügbar unter: https://www.resourcepanel.org/reports/assessing-global-resource-use

*Source: Universität Kassel

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