US-amerikanische Schieferölproduktion schwächt Marktmacht der OPEC

DIW-Analyse: Flexibles Schieferölangebot setzt die Organisation erdölexportierender Länder unter Druck – Ölpreise könnten längere Zeit niedrig bleiben

Die Schieferölproduktion in den USA schränkt die Marktmacht der in der OPEC organisierten Ölförderländer zunehmend ein. Zu diesem Schluss kommen der Energieökonom Aleksandar Zaklan und Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin), in einer aktuellen Analyse. Weil die unkonventionelle Ölförderung über das sogenannte Fracking flexibler sei als die konventionelle Ölförderung und zudem immer effizienter werde, könnten die OPEC-Staaten nicht mehr so leicht wie früher den Marktpreis beeinflussen, indem sie ihre Fördermengen strategisch anpassen.

Image credit: EARTHWORKS (Source: Flickr)

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In der Konsequenz könnten die Rohölpreise längere Zeit niedrig bleiben, sofern es nicht unerwartet größere Produktionsausfälle gibt. „Selbst wenn die globale Nachfrage nach Öl demnächst wieder stiege oder die Produktion vorübergehend eingeschränkt würde, wäre angesichts der gut gefüllten Öllager und der flexiblen Schieferölproduktion in den USA nicht mit hohen Preisen wie zu Beginn dieses Jahrzehnts zu rechnen“, so Kemfert. Derzeit liegt der Preis für ein Fass Rohöl (159 Liter) der Nordseesorte Brent bei weniger als 50 US-Dollar.

Schieferöl beeinflusst zunehmend den Ölpreis

Für den Preisverfall maßgeblich verantwortlich ist die im Vergleich zur Ölnachfrage stark gestiegene Ölförderung: Seit Anfang des Jahres 2012 ist sie von 90 auf 96 Millionen Fass pro Tag gestiegen. Mehr als die Hälfte des Zuwachses kommt aus den USA, wo die Schieferölproduktion heute um über drei Millionen Fass höher liegt als vor vier Jahren. Die globale Ölnachfrage konnte aufgrund der weltwirtschaftlichen Schwächephase mit dem Angebotswachstum nicht mithalten – etwa seit Mitte 2014 gibt es ein Überangebot und zunehmende Lagerbestände.

Die Schieferölproduktion dürfte dafür sorgen, dass sich die Entwicklung nicht allzu schnell umkehrt. Zuletzt gab es in Nordamerika zwar weniger aktive Bohranlagen und die Fördermenge in den USA wurde reduziert. Die Effizienzsteigerungen in der Schieferölproduktion sind jedoch beträchtlich, die Durchschnittskosten bewegen sich mittlerweile in einer Spanne von 40 bis 60 US-Dollar pro Fass Rohöl.

Der Wettbewerb nimmt also zu. Außerdem schränken politische Spannungen und Machtkämpfe die Handlungsfähigkeit der OPEC weiter ein. Auf Produktionsdrosselungen konnte sich die Organisation bisher jedenfalls nicht einigen. „Denkbar wäre, dass die OPEC-Länder mit der Ölflut die unliebsamen US-Konkurrenten aus dem Markt drängen wollen“, so Zaklan. „Sollte das die Strategie sein, wäre sie nicht sehr erfolgsversprechend. Denn die Schieferölproduzenten dürften auch künftig auf dem Ölmarkt präsent sein und die OPEC unter Druck setzen können.“

*Source: Deutsches Institut für Wirtschaftsforschung

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