Ein Nachruf…

Achja … der Winter hat in dieser Saison wahrlich keinen guten Ruf
… zumindest in unseren Breiten. So kam er im Dezember und in der
ersten Januarhälfte überhaupt nicht in Gang. Dann aber hatte er sich
einen Plan überlegt, der im Thema des Tages vom 08.01. vorgestellt
wurde (nachzulesen auf www.dwd.de; auf der rechten Seite unter Thema
des Tages auf [mehr] klicken).

Man kann ihm nun auch nicht wirklich vorwerfen, sich nicht bemüht zu
haben. Er hat tatsächlich alles gegeben und großen Teilen der
Nordosthälfte mehr als eine Woche Dauerfrost verschafft. Bis fast -20
Grad hat er die nächtlichen Tiefstwerte heruntergedrückt
(Bertsdorf-Hörnitz: -19.8°C, Nacht auf den 26.01). Auch tagsüber
ließen sich einige Orte finden, wo die -10 Grad-Marke nicht
überschritten wurde. Diese Kälte blieb nicht ohne Folgen … Flüsse
wie Oder, Neiße oder Elbe zeigten beträchtlichen Eisansatz und auch
an der Ostsee ließen sich schon größere Eisflächen ausmachen. Das ist
doch schon beachtlich, hätte man so etwas doch Anfang Januar
keineswegs für möglich gehalten. Berlin startete beispielsweise in
der ersten Januardekade mit einer positiven Abweichung von +6 Grad im
Vergleich zum vieljährigen Mittelwert. In der letzten Dekade waren es
hingegen -6 Grad. Was für ein beeindruckendes Comeback mag man sagen.

Dem gegenüber stehen aber auch die enttäuschten Winterliebhaber in
den westdeutschen und süddeutschen Gefilden. So rieben sich die
Bewohner von Köln sicherlich die Augen, als sie bei einem Telefonat
mit Freunden aus Greifswald von der eisigen Winterstimmung mit
nächtlichen Tiefstwerten von -16 Grad gehört haben. Das konnte man
sich doch kaum vorstellen, angesichts der Tatsache, dass es in
Köln-Stammheim nicht in einer einzigen Januarnacht für Frost gereicht
hatte. Auch der Frankfurter Stadtbürger war bestimmt mehr als
überrascht, als er von dem Inselbewohner im Borkum erfuhr, dass
dieser bei 20 cm Schnee mit den Skiern die Brötchen vom Bäcker geholt
hat. Wie ist das möglich … gab es in Frankfurt abgesehen von einem
nächtlichen Flockenwirbel, doch nicht einmal eine Schneedecke im
gesamten Monat…

Der Winter hat es tatsächlich nicht überall hin geschafft. Der
Atlantik hat ordentlich dagegen gehalten und die Mittelgebirge
stellten zusätzlich eine Art natürliche Barriere dar. Die Kaltluft,
die vor allem in den unteren Luftschichten anzutreffen war, hatte es
reichlich schwer diese Trennlinie gestützt von den Ausläufern des
Atlantiks, zu überqueren. Im Südwesten und Westen war es nichts mit
dem Winter, was auch die beachtlichen Monatsabweichungen von bis zu
+4 Grad zeigen. Der klug geschmiedete Plan ist also nicht vollständig
aufgegangen.

Und nun scheint es dem Winter endgültig an den Kragen zu gehen. Die
aufmerksamen Leser der Themen des Tages haben sicherlich schon mit
großer Aufmerksamkeit den neuerlichen Wintereinbruch in den USA aus
den Medien entnommen. Damit war nämlich klar: “Das war’s wohl”. Denn
diese Kaltluftausbrüche, die sich nachfolgend auch über den Atlantik
ergießen, fachen die Tiefdrucktätigkeit zwischen Island und den
Britischen Inseln an.

Damit stellt sich nun also das alte Muster ein, das wir so gut vom
Dezember und der ersten Januarhälfte kennen. Wenn man zufällig die
letzten 2 bis 3 Wochen nicht im Lande war, könnte man meinen, es
hätte sich nichts geändert. Ein kräftiges Tief nach dem anderen
beschert den Britischen Inseln nicht nur viel Regen, sondern auch
wieder einiges an Wind. Der Alpensüdrand bekommt durch die häufige
Südanströmung infolge des Anstaus viel Niederschlag und teils große
Neuschneemengen. Diese haben sich beispielsweise am vergangenen
Wochenende je nach Höhenlage auf 40 cm bis fast 1 m angehäuft.
Stattdessen hat sich der Schnee am Nordrand der Alpen immer mehr in
Wohlgefallen aufgelöst.

Und wie schaut es bei uns aus? Der Winter macht einen Abschied auf
Raten. Bereits in der vergangenen Woche ging es los, als der dritte
oder vierte Anlauf des Atlantiks auch im Osten vorübergehend den
Frost abdrängen konnte. Mit den noch tief gefrorenen Böden und der
noch nicht weit entfernt liegenden Kaltluft, kämpfte sich die kalte
Jahreszeit im Laufe der Woche nochmal zurück. Aber das war nicht mehr
als ein kurzes Zucken. In dieser Woche geht es dem Winter nun
endgültig an den Kragen. Das osteuropäische Hoch und die Kaltluft
werden nach Russland abgedrängt. Gleichzeitig greifen vermehrt
Tiefdruckgebiete auf Deutschland über und führen mit einer südlichen
bis südwestlichen Strömung milde Luftmassen zu uns. Es ist also
alles, wie wir es schon einmal hatten und der Kälteeinschub wirkt wie
ein Fremdkörper im sonst milden Witterungsverlauf.

Freilich … man soll den Winter nicht frühzeitig für beendet
erklären. Der Februar ist noch lang und auch der Märzwinter war in
den vergangenen Jahren häufiger zu Gast. Aber glauben Sie wirklich,
dass der Winter nach all den Niederlagen und all der Schmach in
dieser Saison noch einmal zurückkommt? Warten wir es ab!

Dipl.-Met. Marcus Beyer
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 03.02.2014

*Source: Deutscher Wetterdienst

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