Gegensätze in Europa

Wie schon so oft in diesem Winter wird das Wetter derzeit in ganz
Westeuropa und dem westlichen Mittelmeerraum einschließlich Italien
und Marokko von einem umfangreichen Tiefdruckkomplex bestimmt. Auf
der Ostflanke dieses Komplexes wird mit einer südlichen Strömung
beständig milde Luft heran geführt. So lagen die Höchsttemperaturen
am gestrigen Samstag in Großbritannien bei Werten um 8 Grad, in
Frankreich und auf der Iberischen Halbinsel zwischen 10 und 16 Grad
und in Italien wurden gebietsweise sogar bis zu 19 Grad erreicht.
Durch die südliche Anströmung der Alpen wurde es auf der
Alpennordseite am Samstag teilweise föhnig. So wurden z.B. in Vaduz
15 Grad, in Innsbruck 14 Grad und in Garmisch-Partenkirchen 12 Grad
erreicht. Meist aber konnte sich die milde Föhnluft nicht gegen die
in den tiefer liegende Teilen des Alpenvorlandes vorhandene neblige
Kaltluftschicht durchsetzen. So lag die Höchsttemperatur
beispielweise in Landsberg nur bei 1 Grad. Dagegen sank die
Temperatur in Windischgarsten (Oberösterreich) sogar in der
vergangenen Nacht nicht unter 11 Grad ab.

Der Tiefdruckeinfluss sorgt allerdings nicht nur für die Zufuhr
milder Luftmassen, sondern auch für reichlich Niederschlag. Viel
regnete es in den letzten 48 Stunden mit Mengen meist zwischen 20 und
60 Liter pro Quadratmeter in Südfrankreich, in Teilen Portugals, in
Südspanien sowie in Marokko.

Am heutigen Sonntag wird sich ein weiteres Tief über dem Löwengolf
bilden und zu Beginn der neuen Woche zum Golf von Genua ziehen. Das
bedeutet erneut kräftige Niederschläge, die vor allem Italien und die
Balkanstaaten treffen werden. Dabei liegen die erwarteten
Niederschlagsmengen gebietsweise bei bis zu 100 Liter pro
Quadratmeter innerhalb von 24 Stunden. In den Südalpen wird der
Niederschlag in höheren Lagen als Schnee fallen. Dort waren bei einer
ähnlichen Wetterlage schon über die Weihnachtsfeiertage enorme
Schneemengen zusammengekommen. Die Schneedecke wird nun also weiter
anwachsen und die ungleiche Verteilung der Schneehöhen zwischen den
Nord- und den Südalpen wird sich weiter vergrößern.

Über dem Nordosten Europas liegt hingegen ein umfangreiches
Hochdruckgebiet mit Schwerpunkt über Skandinavien. Dabei handelt es
sich um ein sogenanntes thermisches Hoch. Solche Hochs entstehen,
wenn sich aufgrund der langen Polarnächte die bodennahe Luft in
diesen Regionen immer mehr abkühlt. Durch die hohe Dichte der
Kaltluft und den dadurch erhöhten Druck kommt schließlich ein
stabiles Hochdruckgebiet zustande.
Entsprechend niedrig waren die gestrigen Höchsttemperaturen, die von
Skandinavien bis nach Westrussland meist zwischen minus 5 und minus
20 Grad Celsius lagen, teilweise sogar unter minus 30 Grad. Somit hat
sich über dem Nordosten Europas ein riesiges Kältereservoir
angesammelt.

Deutschland sitzt dabei genau zwischen den Stühlen, wobei bisher die
vom Atlantik kommenden Tiefdruckgebiete die Oberhand behielten und
somit den Frost weitgehend aus Deutschland fernhielten.
Für die kommenden Tage deutet sich allerdings ein Vorstoß der kalten
Luft vom Nordosten Europas in Teile Deutschlands an. Durch das
Zusammenwirken des Hochs über Nordeuropa und des Tiefs über Italien
wird die bodennahe Strömung auf östliche Richtungen drehen. Die
kältere Luft wird im Laufe der Woche allmählich nach Deutschland
einsickern und dann werden die Höchsttemperaturen etwa auf einer
Linie von der Weser über Thüringen bis in den Nordosten Bayerns im
Frostbereich liegen. Mit dem Tiefdruckgebiet verbunden sind auch
zeitweise Niederschläge, die in Teilen des Nordens und im Osten
Deutschlands entsprechend der Temperaturen als Schnee, zeitweise auch
als gefrierender Regen fallen können. Dabei sind durchaus ein paar
Zentimeter Neuschnee zu erwarten.

Im Süden und Westen fällt der Niederschlag als Regen, denn dort
bleibt es – abgesehen von den Nächten – weiterhin frostfrei.

Dipl.-Met. Johanna Anger
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 19.01.2014

*Source: Deutscher Wetterdienst

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