HELGA vs. BENJAMIN – ein “trübes” Pärchen

Es ist nur wenige Tage her, dass ich in einer Frittenbude entspannt
eine Zwischenmahlzeit konsumierte, als am Nebenstehtisch plötzlich
jemand blökt: “So ein Scheißwetter!” – Was war passiert? Eigentlich
nichts. Bedeckter Himmel mit Wolkenuntergrenze bis fast zu den
Schuhsohlen (was nicht nur akademisch, sondern auch praktisch “Nebel”
bedeutet), dazu anhaltender Nieselregen und 5 Grad plus.
“Scheißwetter” eben, was auch der Verfasser – von Berufs wegen
eigentlich zur Neutralität verpflichtet – so gesehen hat. Nun könnten
kritische und besonders wetterresistente Zeitgenossen einwerfen, was
man sich denn aufrege. Richtig, der genannte Wetterzustand ist in
unseren Breiten per se keine Besonderheit. Das Problem ist nur (und
das ging offensichtlich auch dem Frittenbudenbesucher auf den Geist):
Dieses Wetter stellt im Winter 2013/14 in einigen Regionen fast schon
die Regel dar.

Nun ist an dieser Stelle schon mehrfach und in verschiedenen Facetten
– sei es klimatologisch, sei es prognostisch, sei es im Indikativ
oder im Konjunktiv – über diesen Winter philosophiert worden, so dass
jetzt und heute kein weiteres Kapitel dazukommen soll. Es wird nur
ganz nüchtern versucht, die Frage zu beantworten, wie sich das Wetter
in den nächsten Tagen entwickelt.

Um hier eine Antwort zu geben, sollte man sich erst einmal kurz die
Ausgangslage vor Augen führen. Aktuell (Donnerstag, 16. Januar 2014)
liegt Deutschland zwischen dem kräftigen Tief HELGA unweit von Irland
und dem nicht minder kräftigen Hoch namens BENJAMIN über Skandinavien
(siehe dazu auch die Wetterkarte von Donnerstag, 00 UTC; rechts bei
“Thema des Tages” auf [mehr] klicken). Vereinfacht gesagt, verfolgen
beide Druckgebilde unterschiedliche Interessen. Während BENJAMIN
versucht, kalte Frostluft aus Nordosteuropa auch in unseren Regionen
zu platzieren, schaufelt HELGA milde und feuchte Luft aus südlichen
Breiten bzw. von der Biscaya (nicht gerade als Eismeer bekannt) in
Richtung Mitteleuropa. Schaut man sich das Ergebnis dieses
atmosphärischen Duells an, so findet man durchaus Parallelen zum
“richtigen” Leben: Die Dame hat den längeren Atem und setzt sich
letztlich durch. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass es am
heutigen Donnerstag im Osten und Nordosten (etwa von Vorpommern bis
hinunter ins östliche Sachsen) bei Temperaturen um oder etwas über
dem Gefrierpunkt vorübergehend mal schneit oder etwas Schneeregen
fällt. Ansonsten ist in Deutschland aber eher herbstlich anmutende
Tristesse mit einem Überangebot an Grau, zeitweiligem Regen oder
Nieselregen und positiven Temperaturen angesagt, die im Westen an der
einen oder anderen Stelle sogar die 10-Grad-Marke knacken. Einzig in
Alpennähe sowie in Teilen des Alpenvorlandes kommt die Sonne dank des
einsetzenden Föhns zu einigen substanziellen Einsätzen.

Betrachtet man nun die Wetterentwicklung der nächsten Tage, so stellt
man zunächst fest, dass uns das Duett HELGA/BENJAMIN weiterhin
erhalten bleibt. Unter dem Strich bedeutet das weiterhin reichlich
Gewölk bzw. auch Nebel oder Hochnebel. Viel Niederschlag fällt
allerdings nicht: Am Freitag im Süden und Südosten zeitweise etwas
Regen oder Sprühregen, Schneefallgrenze 1300 bis 900 m, am Samstag
und Sonntag im äußersten Norden und Nordosten etwas Regen oder
Nieselregen. Einige Aufheller in Form von Auflockerungen oder gar
sonnigen Abschnitten gibt es am ehesten im Westen und Südwesten und
am Wochenende an den Alpen, wo es erneut föhnig wird, sowie in den
Hochlagen des Bayerischen Waldes. Temperaturmäßig bleiben wir für
Mitte Januar im deutlich überdurchschnittlichen Bereich mit
Tagesmaxima von 5 bis 11 Grad. Einzig im Südosten sowie in Gebieten
mit zähem Nebel bleibt es etwas frischer.

Ach ja, fast hätte ich es vergessen. Ab Sonntag bekommt der BENJAMIN
einen kleinen Push, will heißen, das Hoch verstärkt sich etwas,
während Tief HELGA gleichzeitig geringfügig schwächelt. Die Folge:
Die Strömung dreht auf östliche Richtungen und besonders in den
Nordosten strömt vorübergehend etwas kältere Luft, so dass dort nicht
nur die Temperatur zurückgeht (Tagesmaxima um 0 Grad oder etwas
darüber), sondern es zeitweise auch schneien kann. Evtl. ist hier und
da auch gefrierender Regen dabei, allerdings ist es derzeit für
Detailvorhersagen noch zu früh.

Diese Aussage gilt übrigens auch für die Wetterentwicklung in der
kommenden Woche. Nur soviel für den Augenblick: Es sieht weiterhin
nicht nach einem nachhaltigen Wintereinbruch aus. Vielleicht bekommen
insbesondere die höheren Berglagen immer mal wieder Schnee ab,
ansonsten stehen die Zeichen aber eher auf trüb und nasskalt –
Scheiß-, oder um die Schärfen der deutschen Fäkalsprache mal etwas
abzumildern, Schmuddelwetter eben…

Dipl.-Met. Jens Hoffmann
Deutscher Wetterdienst
Vorhersage- und Beratungszentrale
Offenbach, den 16.01.2014

*Source: Deutscher Wetterdienst

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